Das Schicksal gleicht bekanntlich einem Pendel.

Das Jahr 1981 kann in der Entwicklung der Karl-May-Spiele, die inzwischen von einer neu gegründeten Gesellschaft, der Kalkberg GmbH, geführt wurden, als Wendepunkt betrachtet werden. Im Vorjahr musste, trotz Gaststars wie Claus Wilcke und Chris Howland, ein Rückgang der Besucherzahlen verzeichnet werden. Harry Walthers Inszenierungen führten zu keinem stetigen Erfolg, die Geschäftsleitung strebte einen Wechsel an.

Klaus-Hagen Latwesen übernahm erstmalig für die Spielzeit 1981 die künstlerische Leitung. Mehr noch als sein Vorgänger Harry Walther war er davon überzeugt, sich den Sehgewohnheiten des mittlerweile TV-verwöhnten Publikums anpassen zu müssen und mit Action zu kontern. Allerdings ließ sich eine neue Zuschauergeneration nur sehr zögernd darauf ein. Somit passierte das, was zu erwarten war. Die Spielzeit 1982 endete mit einem desaströsen wirtschaftlichen Ergebnis. Gerade einmal 45.866 Zuschauer verirrten sich in 29 Vorstellungen. Nicht wenige in der Stadt forderten die Einstellung des Spielbetriebs. Klaus-Hagen Latwesen kämpfte vehement um den Erhalt der Spiele.

Mit Erfolg. Eine letzte Chance sollte er noch erhalten. Diese hat er konsequent genutzt.

Ein Ergebnis von 131.301 Zuschauern bedeutete 1983 ein triumphales Comeback der Spiele.

Jetzt brach die zweite große Erfolgsphase an. Latwesen perfektionierte seinen Inszenierungsstil, schrieb die Bücher, führte Regie und präsentierte sich als fulminanten Häuptling der Apachen. Noch bis heute sind diese Jahre für viele Freunde der Bühne die schönsten und aufregendsten. Mit einer regelmäßig verpflichteten Kernmannschaft an Darstellern und Mitwirkenden eilte man von Erfolg zu Erfolg. Umso überraschender kam 1987 die Entlassung von Klaus-Hagen Latwesen. Die Gier nach noch größerem finanziellem Erfolg mag die Hemmschwelle gesenkt haben. Der erfolgreiche Darsteller, Regisseur und Autor wurde abgeschrieben und gegen den Erfolgsgaranten Pierre Brice eingetauscht.

Ab 1988 sprach Winnetou am Kalkberg mit französischem Zungenschlag. Nicht zuletzt die politischen Umwälzungen und damit auch neues Zuschauerpotenzial aus der ehemaligen DDR, führten zu einer optimalen Ausnutzung der Popularität von Brice. Innerhalb von nur einem Jahr konnte ein Anstieg von über 100.000 Zuschauern verzeichnet werden. Die Zahlen stiegen weiter. Die Chance, den bis dato einzigen „Film-Winnetou“ live zu erleben, wollte sich kaum jemand entgehen lassen. Somit zogen die Segeberger wieder an den Sauerländern vorbei.

Trotz dieser Entwicklung war allen Beteiligten klar, dass dies keine dauerhafte Lösung sein konnte. Brice Alter machte sich in einem deutlich zurückhaltenden Spiel bemerkbar.

Aber fürs erste genossen alle den Erfolg.

 

Übersicht der Spielzeiten:

1980 – Im Tal des Todes

1981 – Der Schatz im Silbersee

1982 – Winnetou – Der rote Gentleman

1983 – Old Surehand

1984 – Unter Geiern – Die Felsengeier

1985 – Der Ölprinz

1986 – Halbblut

1987 – Winnetou I – Blutsbrüder

1988 – Winnetou, der Apache

1989 – Der Schatz im Silbersee