Dasing: Interview mit Sven Kramer
Er ist der Neue bei den Süddeutschen Karl May Festspielen und er ist der Bösewicht: Sven Kramer. Erste Bekanntheit erlangte Kramer Mitte der 90er Jahre durch die Rolle des Felix Köbl in der ARD-Vorabendserie Frankenberg. Mit der Rolle des Dr. Martin Richter in der Sat.1-Serie Fieber – Heiße Zeit für junge Ärzte wurde er Ende der 90er-Jahre bei einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Neben Gastauftritten in weiteren deutschen Fernsehserien übernahm er Mitte der 2000er-Jahre u.a. eine Hauptrolle in der Serie Lotta in Love.
Der Wahlmünchener wird in diesem Jahr als Senator Walker erstmals als Darsteller auf einer Karl May Bühne stehen.
Sven, kanntest Du die Western City und die Süddeutschen Karl May Spiele bevor Du angefragt wurdest?
Ja. Vor neun oder zehn Jahren habe ich durch Horst Janson von den Festspielen hier erfahren. Janson spielte damals den Old Firehand. Da ich mit Horst Janson schon gedreht hatte, habe ich so über die Western City und die Festspiele erfahren. Leider hat es sich aber bis heute nicht ergeben, dass ich die Festspiele besuchen konnte; habe die Karl May Spiele aber so ein wenig aus dem Augenwinkel heraus beobachtet. Dadurch, dass ich bereits dreißig Jahre in München lebe, bekommt man aber natürlich auch so mit, dass es hier in der Nähe von Augsburg diese Festspiele gibt.
Ihr steckt mitten in den Proben. Ist ein solches Engagement spezieller als andere Engagements?
Oh ja. Es ist ein Freilichttheater. Das alleine macht die Arbeit gegenüber anderen Engagements schon anspruchsvoller. Dazu kommt die Körperlichkeit mit den Kampf – und Reitsequenzen, welche man sonst nicht hat. Was mir aber besonders aufgefallen ist, nachdem ich fast 25 Jahre kein Theater mehr gespielt habe, ist der Unterschied gegenüber Film und Fernsehproduktionen: Man spielt viel lebendiger. Man hält die Rolle die ganze Vorstellung gegenüber, man muss sich viel mehr konzentrieren, viel mehr unter Spannung bleiben. Das ist etwas, was mir unglaublich Spaß macht.
Hast Du vorher andere Karl May Bühnen besucht, oder bist Du ein absolutes „Greenhorn“?
Ein Greenhorn bin ich nicht. Mitte der 1970er Jahre habe ich in Elspe „Der Ölprinz“ mit Pierre Brice als Winnetou gesehen. Mein Vater und ich haben uns damals irgendwie hinter die Bühne verirrt und sahen auf einmal Pierre Brice, noch ganz in seinem Winnetou-Kostüm. Er hat mich dann herzallerliebst zu sich her gewunken und mir sogar die Hand gegeben. Ich habe mir dann vierzehn Tage nicht mehr die Hand gewaschen (lacht). Das war natürlich ein ganz besonderes und einprägendes Erlebnis. Außerdem habe ich ein paar Mal auch die Karl May Festspiele in Bad Segeberg besucht. Man kann sagen, dass ich ein Fan von Karl May Spielen bin.
Gab es sonst noch einen Bezug zu Karl May für Dich?
Ja klar. Mein Opa hat mir relativ früh Karl May vermittelt. Ich habe dann mit sieben oder acht Jahren angefangen die Bücher zu lesen und natürlich die Filme aus den sechziger Jahren geschaut. Pierre Brice und Lex Barker waren natürlich meine ganz großen Helden.
Du spielst keinen Helden, sondern den Schurken…
…und den spiele ich gerne. Ich spiele wahnsinnig gerne den Bösewicht. Man kann die tiefsten und niedrigsten Instinkte rauslassen, Facetten zeigen, die man von sich selber gar nicht kennt. Das Publikum spürt das und dementsprechend kommt der Bösewicht auch immer gut an. Und es gibt das Böse leider eben auch in dieser Welt. Das Schöne hier bei Karl May ist aber, dass das Gute die Oberhand behält. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Winnetou auch im Kampf mit Senator Walker siegreich bleiben wird. Wenn ich als Bösewicht meine Rolle gut spiele, strahlt das Gute am Ende noch mehr. Und das ist dann auch etwas Besonderes.
Tut dieser Welt, so wie diese sich vor allem politisch darstellt, Karl Mays „Schwarz/Weiß“ Einordnung vielleicht gut? Ein klares Bild vom Guten, ein klares Bild vom Bösen?
Es gibt bei uns in der Inszenierung eine schöne Szene, in der Winnetou zu mir sagt: „Ihr habt Besitz, aber wenig Werte.“ Ich finde, dass man genau dieses sehr gut adaptieren kann. Die Entwicklung in dieser Welt, dieser Egoismus, dieses Streben nach Besitz macht mich persönlich sehr nachdenklich. Ich finde es sehr schön, dass ich in meiner Rolle nach Macht und Besitz strebe und Winnetou und Old Shatterhand diese Werte dagegenhalten. Das ist nach wie vor ein sehr aktuelles Thema und wir als Schauspieler haben die Chance da ein wenig gegenzuhalten. Von daher bin ich der Überzeugung, dass Karl Mays Schwarz-Weiß-Denken heute noch sehr wichtig ist und uns allen gut tut.
Was wünscht Du Dir für Deine Zeit hier in Dasing?
Viele Zuschauer, die unsere Vorstellungen besuchen und mit einem Lächeln, glücklich und zufrieden nach Hause fahren. Und für uns alle natürlich gutes Wetter und keine Verletzungen.
Wir danken Dir für das nette Gespräch und wünschen Dir eine schöne Probenzeit und ab 27. Juli dann auch eine erfolgreiche und spannende Spielzeit 2018.