Norbert Schultze junior kündigt Rücktritt an
Es war abzusehen und kam dann doch überraschend: Norbert Schultze jun. wird ab der nächsten Spielzeit die Regie in andere Hände übergeben und damit seine Karriere am Kalkberg beenden.
Als er 1996 erstmals am Kalkberg die Regie übernahm, konnte wohl niemand ahnen, welche Erfolgsgeschichte der sympathische Regisseur in Bad Segeberg schreiben würde. Trotz einiger Unterbrechungen (1998 & 1999, sowie 2008 – 2010) hat Schultze jun. es mit 19 Regiearbeiten geschafft, den „ewigen Wulff Leisner“ vom Regiethron zu stoßen. Leisner kam in seiner Zeit von 1954 – 1970 auf siebzehn Regiearbeiten. Hat Leisner die Festspiele in den ersten Jahren enorm geprägt, so gilt dieses sicher auch für die Ära des Norbert Schultze jun. Mit ihm haben die Karl May Spiele einen Besucherrekord nach dem anderen erzielen können. Durch die Einführung von drei verschiedenen Winnetoudarstellern (Erol Sander, Jan Sosniok, Alexander Klaws) hat Schultze jun. den Karl May Spielen immer auch ein neues Gesicht gegeben und es geschafft, die jeweiligen Darsteller mit ihren Stärken zu präsentieren und deren Schwächen zu kaschieren. Er ist außerdem der bisher letzte Regisseur, der die schwierige Aufgabe hatte, Winnetous Tod zu inszenieren (2006).
Mit Schultze jun. Verlässt ein bei Geschäftsführung, Produktion, und Ensemble äußerst beliebter Mann die Festspiele. Seine Stärken waren immer die großen Bilder und die Musik. Wie kaum ein zweiter hatte er das Gespür, die Szenen mit Musik zu unterlegen und noch lebendiger zu machen. Auch hat er sich Jahr für Jahr für die einzelnen Elemente einer Inszenierung interessiert. Ob es nun die Gewinnung von Quecksilber oder die Förderung von Öl war. Für Norbert Schultze jun. gehört es dazu, zu wissen wie etwas funktioniert, damit man diese Elemente möglichst authentisch auf die Bühne bringen kann. Trotz diesem Hang zur Authenzität ist ihm immer auch bewusst gewesen, dass es sich bei den Abenteuern Karl Mays um ein Märchen handelt und man die Geschichten um Winnetou & Co. auch als Märchen inszenieren muss. Der Erfolg gab ihm Recht.
Dem Erfolgsregisseur war der Kontakt mit Fans und Liebhabern der Festspiele unglaublich wichtig. Mit seinem Hut und vorzugsweise einem Eis am Stiel, sah man ihn oft in der Arena am Kalkberg im Publikum. Wenn er angesprochen wurde, nahm er sich Zeit, immer mit einem Lächeln und einem freundlichen Wort auf den Lippen. Zu wissen, was und wie das Publikum über das Gesehene denkt ist für seine Arbeit bei den Festspielen elementar gewesen. Und so auch in diesem Jahr. Dem Letzten bei den Karl May Spielen am Segeberger Kalkberg. Seine Karriere hat er nicht beendet. Der ein oder andere Opernfan wird wohl schon bald von ihm hören.
Den „Sesamstraßen-Norbert“ gibt es in Bad Segeberg nicht mehr. Heute ist er der „Rekord-Norbert“. Und mit was? Mit Recht!
Für den weiteren Lebensweg wünschen wir Norbert Schultze jun. nur das Beste! Bleiben Sie gesund und munter! Totsiens und kiek mol wer in!