2023 wird in Burgrieden Winnetou I präsentiert – Mit Martin Strele und Alexander Baab
Michael, ist Winnetou III eine besondere Herausforderung für dich?
Eine sehr besondere. Ich merke in meinem Umfeld und auch auf Social Media, dass dieses Stück die Menschen beschäftigt. Viele fragen: ‚Warum unbedingt dieses Stück?‘ ‚Das ist so traurig.‘ ‚Das wollen wir nicht sehen.‘ Andere wiederum sind sehr begeistert. Die Meinungen gehen sehr weit auseinander.
Ist es eine andere Herangehensweise?
Für viele ist das Stück mit dem Tod von Winnetou gelaufen. Er stirbt auch bei uns, soviel sei verraten. Trotz diesem großen Negativen, der allen schon zu Beginn des Stücks bewusst ist, glaube ich, dass man das Ganze zu einer positiven Botschaft nach außen wandeln kann. Denn was bleibt denn nach diesem sogenannten ‚Heldentod‘? Wobei das für mich eher ein Unwort ist.
Glaubst du, dass die Geschichten von den beiden Helden, Winnetou und Old Shatterhand, noch heute aktuell sind?
Das Stück ist aktueller denn je. Die Helden, die bis in den Tod für etwas einstehen, haben wir auch noch heutzutage.
Schauen wir in die Ukraine. Familienmitglieder trennen sich, um für ihr Land zu kämpfen. Um für ihr Leben, für das was sie erschaffen haben, zu kämpfen. Von denen muss mehr als Schutt und Asche in der Welt übrigbleiben.
In der zweiten Hälfte des Stücks zeigen wir diesen, für mich, aktuellen Bezug. ‚Was bleibt von Winnetou?‘ ‚Was bleibt von dem Geist, den er gelebt hat? Von der Idee, die er hatte?‘ ‚Wie weit war er, innerhalb der Geschichte, vielleicht seiner Zeit voraus?‘
Das ist das großartige an der Geschichte, was quasi nach seinem Tod geschieht. Wir erleben Vergebung, Aufeinander zugehen, das Miteinander, Liebe und Frieden. Das sind die wichtigen Dinge, die wir unseren Zuschauern mitgeben möchten.
Es ist ungewöhnlich einen Winnetou mit Winnetou III einzuführen. Du hast vorhin gesagt, dass Winnetou zur Pause stirbt. Wie hat der Winnetou-Darsteller, Alexander Baab, das aufgenommen?
Wenn ich ehrlich bin, zweigeteilt. Er freut sich riesig wieder Winnetou spielen zu dürfen. Als schauspielerische Herausforderung ist es dennoch nicht leicht für ihn, diesen Tod zu spielen und auch diesen Konflikt, in dem sich Winnetou mit seinen Todesahnungen befindet. Das ist natürlich eine Herausforderung. Er hätte verständlicherweise im zweiten Akt gern mehr gehabt. Es ist etwas undankbar, wenn man so früh stirbt. Andererseits darf man sagen, dass der Alexander in den letzten Jahren bei uns Sommer verbracht hat, die ihn extrem gefordert haben. Wir erinnern uns an den über zwei minütigen Zweikampf im letzten Jahr als Apanatschka gegen Old Surehand. Oder an 2019, als er als Eiserner Pfeil hier hasste und wütete wie ein Orkan. Er kann es dieses Jahr etwas ruhiger angehen lassen, trotz der Titelrolle. Ich glaube das tut ihm letztlich körperlich sehr gut, wenn auch das Schauspielerherz nach noch mehr verlangen würde. In Winnetou I wird es wieder mehr für ihn zu tun geben.
Winnetou I? Das heißt der Plan für 2023 steht?
Ja. Wir werden 2023 Winnetou I spielen, wie alles begann. Ich kann auch schon jetzt sagen, dass wir das gleiche Blutsbrüderpaar erleben werden.
Winnetou ist die Identifikationsfigur für das Publikum schlechthin. Ihr habt hier in Burgrieden in den vergangenen Jahren durchaus einen anderen Weg gewählt. Hier steht, wie tatsächlich auch in den Büchern, Old Shatterhand im Vordergrund. Das Alter Ego Karl Mays. Hat das einen bestimmten Hintergrund?
Ich orientiere mich beim Schreiben des Textbuches immer stark an den Büchern. Dort steht Old Shatterhand eindeutig im Vordergrund. In den Büchern kann er quasi alles und muss daher bei uns viel zu tun haben.
Jetzt stirbt Winnetou sehr früh. Die Kinder und Erwachsenen werden vermutlich sehr traurig sein. Kommt es zu einem versöhnlichen Abschluss?
In der Tat hat man Winnetou nach seinem Tod nicht zum letzten Mal gesehen. Wir haben uns gewissen Theatermitteln bedient, ihn nochmal zu zeigen. Er wird auch nach der Pause nochmal auftreten und auch im Finale. Die Zuschauer werden nicht ohne Winnetou in der zweiten Hälfte leben müssen.
Überall in den Medien war zu hören, dass in Bad Segeberg der Hauptdarsteller wegen Corona das Premierenwochenende verpasst hat. Es musste kurzfristig ein Kollege aus dem Ensemble den Winnetou geben. Bei den Störtebeker Festspielen auf Rügen gibt es Hauptdarsteller, die Corona hatten. Wie geht ihr mit der Situation um, gibt es einen Plan B oder muss einfach spontan entschieden werden?
Wir haben keinen Plan B. Den hatten wir auch in den letzten Jahren nicht. Das Arbeiten auf so einer Bühne birgt überall Gefahren und es ist bereits zu kleineren Verletzungen gekommen. Zum Beispiel, wenn ein Kollege vom Pferd stürzt, muss kurz umgestellt werden. Es gab auch schon krankheitsbedingte Ausfälle, durch Grippe etc. Bisher haben wir immer einen Weg gefunden diese Herausforderungen zu meistern. Ein Vorteil ist, dass wir nur am Wochenende spielen und somit in der Regel eine Woche Zeit haben zu reagieren. Durch ein tolles Netzwerk, eine volle Datenbank an Schauspielern und viele andere Bühnen, mit denen wir in Kontakt sind, sind wir für alles gerüstet und würden einen externen Ersatz finden, sollte intern keine Alternative zur Verfügung stehen. Auch für die großen Rollen.
Wir gehen natürlich davon aus, dass jeder gut und gesund durch die Spielzeit kommt. Wenn ich mir jedes Szenario, das schiefgehen kann, durch den Kopf gehen lasse, kann ich nicht mehr schlafen. Ich bin froh, dass ich gut schlafen kann.
Der Glauben spielt bei Karl May eine große Rolle. Gerade auch in Winnetou III. Die Entwicklung von Winnetou und Old Shatterhand ist immer gewesen, dass beide nicht miteinander über ihren Glauben sprechen wollen. Das hat Winnetou seinem Bruder auch einmal ganz klar gesagt. In dieser Geschichte taucht das Thema bei Karl May aber dann doch nochmal sehr intensiv auf. Greifst du das Thema hier auf der Bühne auf?
Ja. Ich greife es auf, halte es jedoch offen, was ich für die heutige Zeit wichtig empfinde. Sie sprechen über ihren Glauben. Sie sprechen auch über Dinge, die ihnen Fragen aufwerfen. Sie sprechen bei uns im Stück jedoch immer darüber ohne etwas oder jemand anderes zu verurteilen. So lasse ich das ganze etwas offen und stelle beide als relativ weltoffen dar, ohne irgendjemandem etwas aufzuzwingen oder als richtig oder falsch zu betiteln. In einer großen Szene sprechen beide über den Glauben und über die Todesahnungen Winnetous. Eine Szene, die sie zu zweit haben. Schließlich spricht auch Winnetou zu Old Shatterhand, dass dieser für ihn beten soll. Er erkennt dadurch den Glauben, den Old Shatterhand lebt, an. Er sieht ihn als Möglichkeit, ohne sich jedoch festzulegen. Das ist das was mir wichtig war. Der entscheidende Schritt sollte offengelassen werden. Dennoch soll die Glaubensfrage innerhalb des Stückes bewegt werden, um dem Buch gerecht zu werden.
Wir freuen uns schon auf das Stück und wünschen Dir und deinem Team eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison.