Alexander Baab du bist bereits seit mehreren Jahren bei den Festspielen Burgrieden aktiv. Sei es als Schauspieler auf oder Kampfchoreograph hinter der Bühne. In diesem Jahr spieltest du den jungen Comanchen-Krieger Apanatschka, im Stück Old Surehand.
Wer kam das erste Mal mit der Überlegung auf dich zu 2022 den neuen Winnetou zu spielen?
Aufgrund der Tatsache, dass ich für das neue Stück für eine Doppelrolle im Gespräch war, habe ich mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich fand es interessant nicht nur einen Indianer, sondern auch einen weißen Banditen spielen zu dürfen. Dass unser bisheriger Winnetou, Max Feuerbach, aus gesundheitlichen Gründen, die Silberbüchsen nach drei Jahren an den Nagel hängen muss, habe ich von Michael Müller erfahren, als er sich bei mir gemeldet und mir die Rolle quasi angeboten hat.
Für mich ist es ein schöner Gedanke und eine tolle Gelegenheit, nach 2014, wieder in die Rolle zu schlüpfen und somit einen Kreis zu schließen. Der Abgang damals nach der Premierensaison, war leider nicht so toll.
Du hast bereits erwähnt, dass du die Rolle des obersten Apachen 2014 schon einmal gespielt hast. Sie ist somit kein Neuland für dich.
Wie ist es dazu gekommen, dass du in der ersten Spielzeit der Festspiele die Hauptrolle spieltest?
Der damalige Old-Shatterhand-Darsteller, Michael Dreesen, hatte mich kontaktiert und gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte den Winnetou zu spielen, der eigentlich dafür vorgesehene Kollege musste absagen. Nach kurzem Überlegen sagte ich zu und erlebte eine in vielen Bereichen lehrreiche Saison. Es war eine sehr schöne Ensemblearbeit, auf und hinter der Bühne.
Warum blieb es bei diesem einen Mal?
Am Ende der Saison wurde ich viel gelobt. Was ich alles konnte und gut gemacht habe. Aber ausschlaggebend war für den damaligen Regisseur, dass mir die Perücke einfach nicht stand und im Ganzen meine Darstellung des Winnetou nicht gefallen hätte. Als ich das hörte, ist mir erstmal alles aus meinem Gesicht gefallen. So war ich fürs Erste weg von dieser Bühne.
Für 2016 kam dann die Anfrage, ob ich eine kleinere Rolle, einen Banditen, spielen würde, was ich aufgrund von anderen Terminen abgesagt habe. Außerdem lag mir die Art und Weise, wie mit mir vorher umgegangen wurde noch schwer im Magen.
Würdest du die Rolle jetzt anders spielen?
Ich werde die Rolle anders spielen. Wie genau, werde ich aber noch nicht verraten. Ich möchte die Rolle auch ein wenig anders anlegen als die vielen großartigen Kollegen, die diese Figur bereits mit Leben gefüllt haben. Jeder auf seine eigene Art und Weise hat etwas Großartiges aus der Rolle gemacht. Jeder hat einen Teil Winnetou in sich und bringt so auch einen Teil in diese Rolle mit ein.
Auch werden die letzten Jahre, vor allem die letzten Jahre auf dieser Bühne, die ich seit 2018 sehr liebgewonnen habe, mit hineinfließen. Ich konnte eine große Spielerfahrung und dementsprechend mehr Erfahrungswerte sammeln.
Jedoch allzu große Gedanken über die Rolle und zu dem Stück mache ich mir noch nicht. Das hebe ich mir für 2022 auf. Das hat sowohl private, als auch berufliche Hintergründe. Im nächsten Jahr werde ich mich dann vollends darauf einlassen und damit auseinandersetzen.
In der deutschen Literatur gibt es nur wenige wichtigere und bekanntere Figuren als die des Winnetou. Was bedeutet es für dich diese Rolle spielen zu dürfen?
Es eine enorme Ehre, sowohl jetzt, als auch schon 2014, diese Rolle spielen zu können. Wie viele in meinem Alter bin ich mit Karl May aufgewachsen. Mehr mit den Filmen, als mit den Büchern. Schon damals haben mich die gesellschaftlichen Kontroversen fasziniert, die angerissen wurden und gegen die Winnetou und sein Blutsbruder kämpften, ob sie eine Übermacht gegen sich hatten oder nicht. Egal was geschehen ist, ihre Freundschaft hat alles überstanden. Das sind unglaubliche Erfahrungswerte, die sowohl früher, als auch heute enorm wichtig sind. Ich hoffe, dass ich mit meiner Darstellung die Menschen erreiche und sie zum Nachdenken animieren kann. Dass ich ihnen helfe, dem Alltag zu entfliehen und in die Geschichte einzutauchen und etwas daraus mitzunehmen.
Was bedeutet Winnetou, deiner Meinung nach, für die vielen Karl-May-Fans, die nicht nur eure, sondern auch die ganzen anderen Bühnen im deutschsprachigen Raum besuchen?
Es ist nicht nur Winnetou. Es sind alle Geschichten von Karl May, die die Menschen faszinieren. Dieses Helden-Epos hat über die Jahrzehnte für viele Generationen eine Verbundenheit und Wichtigkeit bekommen, die du heutzutage kaum noch erlebst. Früher wie heute werden die Bücher und Filme von Karl May reihum gegeben. Jeder hat eine andere Sicht, seine eigene Vorstellung, von den Abenteuern in fernen Ländern, von den Werten, die vermittelt werden. Am Ende verbindet die Menschen immer dasselbe. Sie identifizieren sich mit ihren Charakteren, jeder mit einem anderen. Es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl mit der ganzen Familie.
Du startest als Winnetou mit Winnetou III nächstes Jahr eigentlich neu. Ich glaube wir spoilern nicht, wenn wir sagen, dass du auf der Bühne sterben wirst. Ist das für einen Schauspieler eine besondere Herausforderung? Hast du eine besondere Vorgehensweise, diese Sache anzugehen?
Das Leben bietet uns viele verschiedene Situationen. Für mich als Außenstehender ist Sterben so eine Situation und ein wichtiger Teil des Lebens, egal was jeder Mensch glaubt was danach folgt oder nicht. Er bringt uns dazu in unserem eigenen Leben Klarheit zu schaffen. Ich glaube das hört auch nach dem Tod nicht auf. Es hat etwas von einem Kreislauf, wieder zurückzukommen zum Ursprung. Wenn Winnetou stirbt, dann kehrt er wieder zu dem zurück, was sein Ursprung ist.
Ich bin am überlegen, was das sein wird. Ich glaube ich finde das erst, wenn ich mich noch intensiver mit der Rolle befasse, sprich wenn es in die entscheidenden Probenzeiten geht.
Mit Martin Strele als Old Shatterhand hast du einen Blutsbruder an deiner Seite, der, aufgrund seines Auftretens und seiner Ausstrahlung, als einer der besten Darsteller dieser Rolle gilt und sogar für die Festspiele inzwischen so etwas wie ein Aushängeschild geworden ist. Wie sehr freust du dich jetzt sein Blutsbruder zu sein?
In den letzten drei Spielzeiten war ich meist Martins Gegner. Was immer viel Spaß gemacht hat. Er ist ein toller Kollege. Unser Zusammenspiel wird sich jetzt nochmal verändern. Ich freu mich darauf, wie wir die Rollen und das Stück gemeinsam erarbeiten, finden und am Ende rocken werden. Das wird garantiert eine schöne Reise.
Bist du aktuell aktiv in einer Produktion oder kannst du es nach diesem Sommer erst einmal etwas ruhiger angehen lassen?
Seitdem ich wieder spielen darf, habe ich mehrere Eisen im Feuer. In Mainz sind meine großartige Kollegin Rebecca Schmieder und ich gerade in den letzten Zügen der Proben für ein Kinder-Musical, welches ich selber geschrieben und inszeniert habe. Ein Musical für Kinder und Erwachsene, mit einer tollen Truppe. Parallel proben wir gerade mit dem unterfränkischen Landestheater, in dem Theater Schloss Maßbach eine Peter-Pan-Produktion ein, die eigentlich schon letztes Jahr stattfinden sollte. Dann stehen noch diverse andere Möglichkeiten, auf anderen Bühnen arbeiten zu können, im Raum. U.a. auch eine eigen Hörspielproduktion, die ich während der Coronaphase begonnen habe und damit auch Kollegen mit ins Boot holen konnte, die in dieser Phase beruflich gelitten haben.
Dazu kommt, dass ich mehr mit Tanz und Gesang machen möchte und dass jetzt immer mehr meine eigene Showkampf-Sparte anläuft. Wenn alles so läuft wie ich mir das vorstelle, entsteht daraus eine eigene Linie, damit ich Leute auch wirklich im Showkampf ausbilden kann. Eben Bühnenkampf für Schauspiel. Für mich ist es wichtig, dass Schauspieler auf der Bühne neben tanzen und singen, auch kämpfen können. Aber so, damit sie sich nicht verletzen und es dennoch realistisch aussieht.
Vielen Dank Alexander Baab für deine Zeit. Wir wünschen Dir für deine jetzt anstehenden Projekte viel Erfolg und freuen uns schon jetzt auf deine Rückkehr in die Rolle des Häuptlings der Apachen in 2022 bei den Festspielen Burgrieden mit „Winnetou III – Das Vermächtnis des Apachen“.