Natürlich wussten wir, dass der Tag kommen würde. Doch als die Nachricht publik wurde war es doch ein Schockmoment. Nscho-tschi ist tot. Im Alter von 81 verstarb die Französin Marie Versini. Auch wenn viele jüngere Menschen mit dem Namen und ihrer Arbeit nicht mehr viel verbinden können, so liegt ihr besonderer Erinnerungswert in der von Karl May erdachten Verkörperung der jungen schönen Häuptlingstochter. Denn als Nscho-tschi eroberte sie 1962 die Herzen von mehreren Männergenerationen im Kino und setzte diesen Siegeszug mit den unzähligen TV Ausstrahlungen von „Winnetou I“ fort. Karl May Filmexperte bezeichnete sie als „…ein Karl-May-Star schlechthin – ihre Nscho-tschi ist so unvergänglich wie die Sissi von Romy Schneider. Als Tochter in gutbürgerlichen Verhältnissen in Paris aufgewachsen, kam sie schon im zarten Alter von 16 Jahren zum Theater. Ihr großer Erfolg auf der Bühne führte sie fast zwangsläufig zum Film. Es war die Zeit der aufblühenden europäischen Gemeinschaftsproduktionen und so wunderte es nicht, dass sie in Italien, Frankreich und dann eben auch in Deutschland drehte. Karl May Produzent Horst Wendlandt wurde durch ihren Auftritt in der Komödie „Das schwarz-weiss-rote Himmelbett“ auf die junge Französin, von der es in ihrer Heimat hieß, sie würde Brigitte Bardot Konkurrenz machen, aufmerksam und engagierte sie, um an der Seite des Franzosen Pierre Brice eine Hauptrolle in „Winnetou I“ zu spielen. Der Rest ist längst Legende: der Film machte Versini quasi von einem Moment zum anderen zum Star in Deutschland. Die Jugendzeitschrift „Bravo“ baute sie zum Jugendidol und gemeinsam mit Pierre Brice zum Traumpaar des deutschen Kinos auf. Diverse Ehrungen sollten den insgesamt fünf Auftritten in Karl May Filmen von Horst Wendlandt und dessen Konkurrenten Artur Brauner folgen. Auch nach dem Ende von „Opas Pantoffelkino“ blieb die nunmehr gereifte Marie Versini eine gefragte Schauspielerin, die ihre Karriere im Fernsehen und im Alter auf der Bühne erfolgreich fortführte. Sie war in ihrer offenen und bescheidenen Art ein gern gesehener Gast diverser Karl May Feste und Veranstaltungen. So hatte auch unser Wild-West-Reporter Heinz-Gerd 2017 das Glück, sie am Rande der Karl May Aufführung im schweizerischen Engelberg persönlich kennen zu lernen und ein Interview mit der zeitlos sympathischen Französin zu führen. Nun reitet sie an der Seite ihres Bruders in den ewigen Jagdgründen. Noch einmal wollen wir Michael Petzel zitieren: „ Nscho-tschi war für mich mehr als eine Lieblingsrolle. Sie ist so etwas wie mein zweites Ich.“ Au revoir, mon amour.
Im Namen des gesamten Teams
Andreas Hardt