In einer Zeit, in der die meisten deutschen Großstädte noch unübersehbare Kriegsschäden aufwiesen, Infrastruktur und Industrie sich gerade erst wieder entwickelten, diskutierten die Mitglieder der Stadtverwaltung einer kleinen norddeutschen Stadt hitzig über die Zukunft einer ehemaligen NS-Spielstätte.
Schon früh stand fest, die einstige „Thingstätte“ für sommerliche Theateraufführungen als Freilichttheater in den Dienst der Stadt zu stellen. Nur hinsichtlich der zu inszenierenden Werke konnte man sich nicht einigen.
Es dürfte der Hartnäckigkeit des 1975 verstorbenen Oberspielleiters Robert Ludwig zu verdanken sein, dass schlussendlich „Karl May“ den Vorzug vor den „Nibelungen“ erhielt.
Aus diesen Pioniertagen der Karl May Spiele von Bad Segeberg stammt auch der bis heute verwendete und sogar musikalisch verewigte Leitspruch „Eine Stadt spielt Karl May“.
Das Projekt wurde von der gesamten Stadtbevölkerung mit einer Begeisterung und Hingabe unterstützt, wie es heute kaum mehr vorstellbar erscheint. Innerhalb von nur fünf Monaten wurde 1952 die erste Spielzeit „Winnetou“ vorbereitet und dann mit insgesamt 15 Aufführungen umgesetzt. Mit einem Zuschauerschnitt von rund 6.500 Besuchern je Vorstellung endet die Spielzeit mit einem nicht für möglich gehaltenen Ergebnis.
Aus diesem Jahr stammen auch die ersten Berichte und Ausschnitte der Aufführungen im Programm des norddeutschen Rundfunks. Es folgten einige Jahre des Experimentierens und schon in der zweiten Spielzeit musste man mit der Wiederaufführung des „Winnetou“ einen ersten herben Rückschlag in der Zuschauerresonanz hinnehmen.
1954 erhielten die Spiele dann jene Kontinuität in der künstlerischen Verantwortung, die die Basis für den dauerhaften Erfolg legte. Der neue Regisseur Wulf Leisner sollte fortan den Stil der Spiele prägen und der Erfolg gab ihm 17 Jahre lang Recht. „Der Schatz im Silbersee“ als erste Uraufführung Leisners litt jedoch noch unter einem extrem verregneten Sommer. Das Wetter machte damals wie heute so mancher Spielzeit einen Strich durch die Rechnung. Ab „Hadschi Halef Omar“ (1955) stiegen die Zuschauerzahlen wieder deutlich an. Wulf Leisner als Regisseur und Autor erwies sich als echter Glücksgriff. Erste Experimente mit Live-Musik, exotischen Tieren (vom Tierpark Hagenbeck ausgeliehen), erste Versuche mit Mikrofon-Unterstützung (dies wurde allerdings erst Ende der sechziger Jahre zur Dauerlösung) prägten diese Ära.
„In den Schluchten des Balkan“, „Winnetou“ und „Der Schatz im Silbersee“ – auch wenn die Stoffe innerhalb weniger Jahre mehrmals hintereinander gespielt wurden, so fanden sie doch ein kontinuierlich größer werdendes Publikum.
Aufbruch-Jahre einer Bühne, die so nie wieder zu erleben sein sollten.
Übersicht der Spielzeiten:
1954 – Der Schatz im Silbersee
1956 – In den Schluchten des Balkan