Bad Segeberg – Zum Tod von Norbert Schultze jun. – Pressmitteilung und Nachruf der Karl May Spiele
Trauer um Norbert Schultze jr.
Langjähriger Regisseur starb im Alter von 78 Jahren
Bad Segeberg. Am Kalkberg herrscht Trauer: Norbert Schultze jr., der langjährige Regisseur der Karl-May-Spiele, ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Von 1996 bis 2019 hat er – mit nur wenigen Unterbrechungen – in Bad Segeberg inszeniert. „Norbert Schultze jr. hat die Karl-May-Spiele länger und nachhaltiger geprägt als jeder seiner Vorgänger“, sagt Geschäftsführerin Ute Thienel. „Wir verlieren einen guten Freund.“
Neben seinen fachlichen Qualitäten wird auch seine menschliche Art unvergessen bleiben. „Er war für uns über zwei Jahrzehnte lang der Fels in der Brandung – jemand, den nichts und niemand aus seiner unerschütterlichen Ruhe bringen konnte und der auch im größten Trubel den Überblick behielt“, erklärt Ute Thienel. „Es war immer eine Freude, mit Norbert zu arbeiten – und mit seinem Gespür für eine packende Musikuntermalung, für effektvolle Auftritte und prächtige Massenszenen hat er den Karl-May-Spielen seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt.“
Im Frühjahr 1996 kam Norbert Schultze jr. an den Kalkberg. Damals konnten weder er noch die Karl-May-Spiele wissen, was für eine erfolgreiche Zusammenarbeit folgen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der gebürtige Berliner bereits eine jahrzehntelange Karriere im Film-, Fernseh- und Theatergeschäft vorzuweisen. Das Talent in Sachen Musik war ihm in die Wiege gelegt worden: Sein Vater Norbert Schultze war ein erfolgreicher Komponist, der unter anderem den Evergreen „Lili Marleen“, die Ohrwürmer aus dem Kultfilm „Die Mädels vom Immenhof“ und viele Bühnenwerke geschaffen hatte. Im Kinofilm „Max und Moritz“ spielte Norbert Schultze jr. im Alter von 14 Jahren den Max.
Als in den 1960er Jahren die Karl-May-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker gedreht wurden, gehörte Norbert Schultze jr. zum Stab der Filmproduktion – ebenso beim allerersten James-Bond-Film „Dr. No“. 1968 fing er beim Sender Freies Berlin an und wurde Leiter des neuen Dritten Programms. Auch später blieb er ein Fernsehpionier: Norbert Schultze jr. gehörte zum Gründerteam von RTL im Jahre 1982 und hob auch den Soap-Dauerbrenner „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“ als Regisseur und Producer aus der Taufe. Jahrelang inszenierte er „Die aktuelle Schaubude“ und zeigte in der „Sesamstraße“ des NDR-Kinderfernsehens „Samson“, „Tiffy“ und Lilo Pulver, wo es lang ging. Als Regisseur der Serie „Alphateam – Lebensretter im OP“ sammelte er auch medizinische Erfahrungen. Mit „Erkennen Sie die Melodie?“ lieferte er große ZDF-Unterhaltung. Zwei Staffeln lang inszenierte er die ARD-Soap „Rote Rosen“.
Die Winter-Monate verbrachte der Wahl-Hamburger seit vielen Jahren in Südafrika. Das war aber kein Problem, denn über E-Mail und WhatsApp ließ sich auch eine Großproduktion wie die Karl-May-Spiele zeitweise auf der Entfernung steuern, zumal er erfahrene Kollegen vor Ort hatte. Doch auch in Kapstadt kam Norbert Schultze jr. nicht ohne Arbeit aus. Er gründete das Deutsche Theater am Kap, wurde zu dessen Intendanten gewählt und brachte diverse Inszenierungen auf die Bühne.
Rechtzeitig zur Karl-May-Saison stieg der Mann mit dem dunklen Lederhut auf dem Kopf und einer fröhlich gepfiffenen Melodie auf den Lippen aber wieder die Treppenstufen des Bad Segeberger Freilichttheaters hinab. Es hatte sich schnell erwiesen, welch gutes Händchen Norbert Schultze jr. für die mächtige Open-Air-Bühne besaß. Der sanfte Übergang, mit dem er die Zuschauer zu Beginn in der Wirklichkeit abholte und in den Wilden Westen entführte, erhielt intern den Namen „Schultze-Opening“. Auch bereitete er sich fachlich auf die jeweiligen Stücke vor: Er wusste über die technischen Finessen des Ölbohrens, Quecksilberbergwerke, Geysire und den Eisenbahnbau Bescheid. Das Ensemble führte er mit väterlicher Ruhe.
Im September 2019 nahm er auf dem Höhepunkt des Erfolges seinen Abschied: Erstmals wurden über 400.000 Zuschauer gezählt. Schon seit einigen Jahren hatte Norbert Schultze jr. überlegt, sich aus der Großproduktion zurückzuziehen, diesen Moment aber aus Liebe zu den Karl-May-Spielen immer wieder verschoben. Das Karl-May-Team wird nach der corona-bedingten Pause in diesem Sommer im Jahre 2021 von Regisseur Ulrich Wiggers angeführt. Gern hätten die Spiele Norbert Schultze jr. dann als Besucher begrüßt, aber dazu kommt es nun nicht mehr. Ute Thienel: „Wir verdanken Norbert Schultze jr. viele schöne Abenteuer – und wir werden ihn nie vergessen.“