„You will perform and they will judge“
-Winnetou Max Feuerbach und Old Shatterhand Martin Strele im Fokus-
Winnetou, edler Häuptling, wie sehr freust Du Dich, dass Du wieder in deinen Jagdgründen reiten darfst?
W: Unbeschreiblich! Als ich zu Beginn der Proben zuerst nur den Anderen zuschauen durfte, war ich schon richtig unruhig.
Wirkt sich die Bühnen-Blutsbrüderschaft auch auf Euren privaten Umgang aus?
W: Sehr sogar. Immerhin wohnen wir während der Spielzeit gemeinsam in einem Haus. Wir kochen und essen zusammen, diskutieren und erzählen über alles Mögliche. Das ist schon sehr angenehm und so leben wir auch privat etwas von einer Blutsbrüderschaft aus.
OS: ich habe ihn ja kennengelernt als Winne-Two (lacht), ich habe ja voher bereits mit einem anderen Winnetou Darsteller gearbeitet. Was ich an Max (Feuerbach, Anm.d.Autoren) besonders schätze ist seine soziale Kompetenz, seine Gelassenheit, Ausgeglichenheit und stetige Freundlichkeit gegenüber jedermann. Diese Eigenschaften überträgt er auch eins zu eins auf seine Rolle und wirkt deshalb so authentisch. Wir haben uns gesucht und gefunden.
Authenzität ist ein gutes Stichwort. Ich gestehe, in Deinem ersten Jahr konntest Du mich als edler Häuptling der Apachen noch nicht überzeugen. Das hat sich aber geändert. War es für Dich zu Beginn doch eine Belastung in die Fußstapfen so berühmter Darsteller wie Pierre Brice oder Gojko Mitic zu treten?
W: Ich gestehe, am Anfang sehr unbedarft an die Aufgabe herangegangen zu sein. Aber dann kam auch die Phase der Selbstreflektion und der Analyse des Erlebten. Als Schauspieler muss ich mir die Rolle erarbeiten, den Charakter und die Figur interpretieren. Das steht im Mittelpunkt und deswegen mache ich mich auch frei von der Erinnerung und den Eindrücken an diverse Vorgänger. You will perform but they will judge!
Martin, Du interpretierst Deine Old Shatterhand Rolle auch anders als wir es von anderen Bühnen kennen. Ich sehe da einen echten Gentleman agieren.
OS: Da ich ja mit Karl May aufgewachsen bin und Lex Barker mich sehr geprägt hat liegt auch bei diesem Darsteller die Benchmark. Er verkörpert für mich bis heute die perfekte Mischung aus Männlichkeit, Eleganz sowie der Fairness und Gelassenheit. Mein Old Shatterhand ist kein Superheld sondern ein Mann mit besonderen Fertigkeiten dem aber das Wohl seiner Mitmenschen über alles geht. Das versuche ich zu verkörpern, ihn nicht zu groß werden zu lassen und diese Eigenschaft auch im Alltag zu leben. Dieser Old Shatterhand ist nicht „bigger than life“, er soll für mich menschlich und nahbar sein.
Ihr verkörpert die wohl bekanntesten deutschen Romanhelden in einer Zeit, in der alles in unserem Land chaotisch wirkt. Was wollt Ihr dem Publikum in diesen Tagen mit auf den Weg geben?
W: Tatsächlich scheint sich Gesellschaft in verschiedener Weise zu spalten. Sich jedoch auf bestimmte Werte wieder gemeinschaftlich zu fokussieren und deren Bedeutung zu erkennen gelingt besonders gut in einem Theater. Wir sind die Boten und die Vermittler der Werte Freundschaft, Respekt, Hilfsbereitschaft und Völkerverständigung.
OS: Ich glaube, dass viel Streitkultur verloren gegangen ist. Wir können nicht mehr streiten ohne sofort emotional und beleidigend zu werden. Mein Gegenüber wird häufig sofort zum Idiot oder Depp degradiert wenn er nicht meine Meinung teilt. Das prägt sich bis in einzelne Familien hinein. Das ist bitter, wir müssen die Meinung und Überzeugung akzeptieren sofern sie nicht gesetzeswidrig ist. Hart in der Sache, respektvoll im Umgang, so sollte es sein. Wir dürfen uns nicht mehr nur noch von Angst leiten lassen. Denn diese Angst wird von den falschen Gruppen für falsche Zwecke genutzt. Ich hoffe, den Menschen hier mit zwei Stunden Fantasie etwas Optimismus mit auf den Heimweg geben zu können, der im Alltag hilft.
Ihr verkörpert genau das, was die Gesellschaft in diesen Tagen braucht: Optimismus und Miteinander! Wir freuen uns auf Euch!