Alexander Klein, was bedeutet es für dich in diesem Jahr die Titelrolle, den Ik Senanda, im „Halbblut“, spielen zu dürfen? Verspürst du einen gewissen Druck?
Diese Rolle ist für mich der Wahnsinn und bedeutet mir unfassbar viel. Schon öfters waren meine Rollen größer angelegt, aber es war noch nie die Titelrolle. Das ist ein großartiges Gefühl. Ik Senanda zählt für mich zu den interessantesten Figuren im Karl-May-Kosmos, der am Meisten zu bieten hat. Mit unserem Regisseur (Marcel Gillmann; Anm.Autor) zusammen konnte ich die Figur sehr emotional anlegen. Seine Trauer ist quasi jeder Zeit zu spüren, sowie seine Zerrissenheit zwischen Rot und Weiß.
Bei euch kam es in diesem Jahr zu der sensationellen Rückkehr von Arnd Limpinsel, dem Gründer der Bühne und des Vereins. Wie war bei euch im Team und besonders bei dir die Gefühlslage, dass er nach vielen Jahren ein letztes Mal als Winnetou reitet?
Zuerst war ich natürlich traurig, dass Eric (Nisius; Anm.Autor) nicht dabei sein kann, da uns beide im Verein und Privat eine tiefe Freundschaft verbindet. Ich genieße es immer mit ihm auf der Bühne zu stehen. Dass wir mit Arnd die perfekte Lösung gefunden haben, hat mich sehr gefreut. Dazu noch im letzten Old-Shatterhand-Jahr meines Vaters (Hans-Joachim Klein; Anm.Autor). Ich rechne es Arnd groß an, was er bereit ist für diesen Verein zu tun, obwohl er nach seiner schweren Krankheit noch nicht wieder bei 100% ist.
Diese Spielzeit ist für alle nochmal ein Stück weit emotionaler als sonst, da jedem bewusst ist, dass dieses Blutsbrüderpaar nach dieser Saison aufhört. Diese Konstellation mit Arnd als Winnetou und meinem Vater als Old Shatterhand hat etwas Nostalgisches.
Erneut ist diesen Sommer eine Karl-May-Saison nur unter Corona-Bedingungen möglich. Euer Hygiene-Konzept aus dem letzten Jahr hat sich bewährt. Könntet ihr inzwischen theoretisch mehr Besucher auf die Tribüne lassen?
Corona lässt uns alle nicht in Ruhe. Wir haben uns ziemlich schnell und deutlich dafür entschieden, die sicherste Variante zu wählen, damit wir möglichst schnell wieder einen Schritt zurück in die Normalität machen können. Auch wollen wir uns damit ein Stück weit solidarisch zu anderen Veranstaltern stellen, die die gleichen Auflagen zu erfüllen haben. Mit Sicherheit hätte man hier und da tricksen und mehr Zuschauer zulassen können, wenn wir noch geimpfte, genesene und getestete Personen kontrolliert hätten. Aber ich denke, wir haben jetzt ein Jahr ausgehalten, wir müssen dieses Jahr wieder aushalten. Da wollen wir das Erreichte nicht riskieren, dass eventuelle volle Zuschauerränge zwar mehr Geld in die Kasse spülen, aber nicht zum Ende der Pandemie beitragen, sie vielleicht sogar verschlimmern. Unser oberstes Gebot ist die Sicherheit. Zudem kommt, dass es allen Spaß machen soll, auch wenn die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht gelassen wird. Lieber im kleinen Rahmen, kleine Brötchen backen und darauf hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder alle Vollgas geben können.
In den letzten Jahren warst du auf die Indianer-Rollen festgelegt. Jetzt steht für 2022 „Winnetou III“ auf eurem Spielplan. Gibt es eine Rolle, die dich besonders reizen würde?
Zu „Winnetou III“ kann ich noch gar nichts sagen. Nicht weil ich nicht darf, sondern weil ich darüber noch nichts weiß. Eigentlich war das Stück für dieses Jahr als Abschied für Old Shatterhand gedacht. Durch Corona wurde alles verschoben, dennoch haben wir uns entschlossen die Geschichte zu spielen. Unter anderem, weil wir das Plakat schon haben. Zu der Besetzung haben wir noch keine Angaben. Mir ist nur wichtig, dass ich spielen darf. Bei den Indianern gab es immer viele Reit- und Kampfszenen, bei denen ich die Stunts auch selber machen konnte. Von der Rolle eines Banditen oder ähnliches wäre ich auch sehr angetan.
Ist Marcus Jakovljevic auch wieder mit dabei?
Natürlich hoffen wir alle im Verein, dass Marcus nächstes Jahr wieder mit dabei ist. Mit Gewissheit kann das jedoch niemand sagen. Er weiß noch nicht, wie es zeitlich bei ihm passt. Wenn es nach seiner Motivation geht, ist er bestimmt wieder mit dabei. Es ist eine Bereicherung einen professionellen Schauspieler im Team zu haben. Nicht nur mit seinem Spiel, sondern auch mit seinen Ratschlägen und Tipps für jeden Darsteller, bringt er alle nach vorn.
Habt ihr schon einen Nachfolger für deinen Vater, als Old Shatterhand?
Auch da wissen wir noch nichts. Es gibt Vorschläge, wer der neue Old Shatterhand wird, aber das steht noch in den Sternen. Mit der genauen Planung starten wir nach dieser Saison.
Im letzten Jahr wurde eure Inszenierung „Der Ölprinz 2.0“ auf Youtube ausgestrahlt. Ist das für dieses Jahr erneut geplant?
Das hängt vom Kartenvorverkauf ab. Aktuell können wir uns bei weitem nicht beschweren. Bereits nach dem ersten Wochenende waren fast 80% der Karten verkauft. Wenn das so weitergeht, haben wir uns offen gelassen in der letzten Vorstellung einen Live-Stream anzubieten.
Konzentrierst du dich in diesem Jahr hauptsächlich auf eure Inszenierung in Mörschied oder besuchst du auch noch weitere Karl-May-Bühnen?
Ein Mal fahre ich dieses Jahr noch nach Elspe. Eine andere Bühne zu besuchen wird schwierig, da sich deren Spielzeiten mit unserer oft überschneiden. Hätte ich die Zeit, wäre ich bereits überall gewesen. Doch bereits die Vorbereitungen auf unsere Saison waren sehr stressig und zeitintensiv. Wenn wir Ende August die letzte Vorstellung haben, sind bereits viele Bühnen auch mit ihrer Saison durch. Man weiß nie, was sich noch ergibt. Es freut mich, dass trotz der aktuellen Lage so viele spielen dürfen, auch wenn es eingeschränkt ist.
Danke, lieber Alex. Euch allen wünschen wir eine gute Saison und ausverkaufte Vorstellungen