Unter dem geschrieben Text, findet Ihr einen persönlichen Audiogruß von Klaus-Hagen Latwesen
Zum 80. Geburtstag von Klaus – Hagen Latwesen – „Der Mann, der Karl May am Kalkberg rettete“
Sein Lebenslauf liest sich mindestens so aufregend wie der des Helden den er unnachahmlich verkörpert hat: Juniorenmeister im Fünfkampf, kämpferischer Jungmime, Fernseh- und Kinodarsteller, Jugendidol, Intendant, Autor, Regisseur und Retter in der Not. Die Rede ist von Klaus-Hagen Latwesen. Klaus…wer? Ja, für die jüngeren Anhänger der Karl May Spiele von Bad Segeberg ist er wohl eher ein Unbekannter. Aber seine persönliche Geschichte und seine Verdienste rund um die Spiele am Kalkberg verdienen es, ihn anlässlich seines 80. Geburtstag in besonderer Weise zu würdigen.
Der in Hagen, Südwestfalen, geborene Schauspieler ergriff als erster in seiner Familie den Schauspielerberuf. Der erste Impuls zu dieser Berufswahl lag wohl im Schultheater. Doch der junge Mann war sich auch des Risikos bewusst. „Es war damals sehr schwierig, eine geeignete und gute Ausbildungsstätte zu finden.“ An der Hochschule für Musik und Theater in Hannover erlernte der eifrige Schüler dann sein Handwerk. Dann folgten erste Engagements bei Theatern in Hof, Bamberg, Hildesheim, Hannover und Hamburg. Es waren keine einfachen Jahre und mehr als einmal stellte sich Latwesen selbst die Sinnesfrage „Warum mache ich das?“. Doch unbeirrt ging der Westfale seinen Weg. „Man muss das mit vollem Einsatz machen. Der Idealismus lässt vor allem die mageren Gagen in der Anfangszeit vergessen. Anders geht das nicht!“ Von anderen später gefragt ob er diesen Berufsweg empfehlen könne, antwortete er mit absoluter Offenheit. „Ich erinnere mich, dass es an der Schule meines Sohnes Informationstage ab, an denen die Eltern der Schüler ihren Beruf vorstellen sollten. Natürlich wollten sehr viele Kinder mit „Winnetou“ sprechen. Ich habe Ihnen ganz ehrlich geantwortet: macht das lieber nicht. Und wenn ihr es macht, dann müsst ihr es aus vollem Herzen tun denn in diesem Beruf fallen euch die Trauben nicht in den Mund. Eine ehrliche Antwort die einem Winnetou gerecht wurde.“ Als großer Vorteil für seinen Werdegang sollte sich seine Vielseitigkeit erweisen. Durch seine Sportkarriere in seinen Rollen körperlich sehr präsent aber auch an Organisation, Dramaturgie und Inszenierung interessiert, war Latwesen nie nur auf die Schauspielerei reduziert. Auch in seiner späteren Tätigkeit als Intendant legte Klaus-Hagen Latwesen großen Wert darauf, Darstellerinnen und Darsteller zu verpflichten, die körperlichen Einsatz mit Spielfreude zu kombinieren wussten. Doch der Reihe nach. 1965 feierte Latwesen seinen Einstand am Kalkberg. Der sportliche Schauspieler war dem damaligen künstlerischen Verantwortlichen Wulf Leisner positiv aufgefallen. Dessen Angebot, die Sommersaison im Freilichttheater Bad Segeberg zu verbringen, nahm Latwesen gerne an. „Das hat mich davor gerettet, den Sommer mit Goethe und Schiller verbringen zu müssen und stellte somit eine schöne Abwechslung dar.“ Als Apanatschka, Old Firehands Sohn Harry, Wokadeh (wegen eines Trauerfalls in der Familie musste Latwesen jedoch kurzfristig ersetzt werden) und Tschurak wurde er als jugendlicher Held publikumswirksam an der Seite der jeweiligen Helden platziert. Aber auch innerhalb des Ensembles fiel Latwesen durch seine Sportlichkeit auf. Mit seinem Bühnenpartner Helmut Kirchner lieferte sich er sich in „Old Surehand“ sehr intensive und actionreiche Zweikämpfe. Nicht zuletzt im Umgang mit seinem Pferd, einem prächtigen Rappen, wusste Latwesen zu brillieren. Das stieß wohl dem damaligen „königlichen“ Winnetou Darsteller Heinz-Ingo Hilgers unangenehm auf. Wohl aus Sorge, ihm könnten die Felle wegschwimmen, sprach Hilgers bei Regisseur Leisner vor und verlangte kurzerhand Latwesens Pferd. Leisner gab der Bitte des damaligen Hauptdarstellers nach. Doch das temperamentvolle Tier hatte sich bereits so sehr an Klaus-Hagen Latwesen gewöhnt, dass es sich bei Winnetou Hilgers eher störrisch zeigte. Frustriert bat dieser dann um eine Rückabwicklung des Tauschs. Doch der gestrenge Regisseur verwies Hilgers in seine Schranken: „Ja, mein Junge. Du hast ihm einmal das Pferd weggenommen und nun musst Du auch damit klarkommen.“ Zähneknirschend fügte sich der „königliche“ Winnetou und Latwesens Position war gefestigt. In der Folge wuchs der gegenseitige Respekt zwischen beiden Darstellern. Eine Zeit der Orientierung, eine Zeit des Lernens. Theaterveteran Wulf Leisner inszenierte sehr kompakt und klassisch. Aus dieser Erfahrung zog Klaus-Hagen Latwesen damals bereits zwei Konsequenzen: eine geschlossene Ensembleleistung zu gewährleisten aber auch Darsteller zu wählen, die sowohl den körperlichen als auch schauspielerischen Ansprüchen gewachsen waren, die ein moderneres an Film und Fernsehen gewöhntes Publikum an Aufführung und Mitwirkende stellte. „Als Autor und Regisseur habe ich immer darauf geachtet, dass jeder Darsteller einen guten ersten Auftritt hatte, der seiner Figur und Funktion in der Geschichte gerecht wurde. Egal ob es sich um einen Haupt- oder Nebendarsteller handelte“. Fragt man ihn, welche der drei Phasen seines Wirkens ihm die größte Befriedigung verschafft hat: „Alle drei Abschnitte waren schön, reizvoll und erfolgreich. Jede Phase stellte eine Weiterentwicklung dar. Ohne die davorliegenden wäre meine letzte und umfangreichste Aufgabe als künstlerischer Verantwortlicher und Darsteller nicht möglich gewesen.“
Nach dem Ausscheiden von Heinz Ingo Hilgers und Wulf Leisner wurden die Karten am Kalkberg neu gemischt. Unter dem neuen Regisseur Toni Graschberger erinnerte man sich an den dynamischen jungen Darsteller und so begann mit der Übernahme der Häuptlingsrolle 1973 die zweite Phase Latwesens am Berg. Nun konnte er den Apachen so verkörpern, wie es ihm vorschwebte. Das Publikum reagierte begeistert auf seine Mitwirkung, die Entwicklung der Zuschauerzahlen sprach für sich. Der experimentierfreudige Graschberger wagte sich sogar mit Latwesen in der Hauptrolle eines jungen Inka-Prinzen an einen Südamerika-Stoff aus der Feder Karl Mays. Der Erfolg gab ihm Recht, Latwesen spielte auch diese Rolle famos. 1975 wechselte jedoch erneut der Verantwortliche im Regie-Stuhl. Mit Ex-Old Shatterhand Harry Walther verband Latwesen noch das gemeinsame Wirken in den sechziger Jahren. Aber künstlerisch vertraten sie unterschiedliche Positionen. Mit Walther begann sich das „Star-Karussell“ am Kalkberg zu drehen. Latwesen bezweifelt bis heute die Zugkraft sogenannter „Stars“. „Wenn den Zuschauern das Gesamtkonzept nicht gefällt, kann es auch kein bekanntes Gesicht aus dem Fernsehen retten. Ein Darsteller, der durch seine Leistung überzeugt, bleibt dem Zuschauer aber immer im Gedächtnis. Deshalb war mir immer die geschlossene Ensemble Leistung wichtig.
Das Publikum sucht sich selbst seinen Star aus.“
Unfrieden schien wohl auch aus der Gagen-Thematik zu entstehen. „Während meiner Zeit als Intendant war mir auch immer wichtig, dass die Gagen der Darsteller dicht beieinander lagen. Sonderaufgaben wurden natürlich mit einem Zuschlag berücksichtigt. Aber im Grunde musste niemand auf den anderen eifersüchtig sein.“ Die gewohnte Harmonie schien unter Harry Walther wohl verloren zu sein. Klaus-Hagen Latwesen beschloss, sich mit einer von ihm konzipierten Karl May Tournee zu verselbständigen. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Bühnengefährten Rudolf H. Herget (1973, Old Shatterhand in „Unter Geiern“ entwickelte er ein erfolgreiches Theaterprojekt, das in dieser Form bis heute einzigartig blieb. Während Latwesen mit seinem Konzept Erfolge feierte, kriselte es am Kalkberg – nicht nur im geologischen sondern auch im übertragenen Sinne: Harry Walthers kostenintensive Produktionen lockten immer weniger Zuschauer an. Die Verantwortlichen reagierten mit strukturellen Veränderungen. Die wichtigste davon war die Auslagerung des Spielbetriebes in die neu gegründete Kalkberg GmbH. Gleichzeitig suchte man eine Alternative zu den aufwändigen und zunehmend unkalkulierbaren Produktionsmethoden von Harry Walther. Erneut erinnerte man sich an Klaus-Hagen Latwesen und seine nun auch als Produzent gestiegene Reputation. 1981 überschlugen sich dann die Ereignisse als sich Latwesen abrupt in der Nachfolge Harry Walthers sah, der sich in einer wüsten Auseinandersetzung mit der Kalkberg GmbH befand. So sah sich Latwesen in der schwierigen Situation, mit verunsicherten Ensemble (der damalige Winnetou Thomas Schüler warf das Handtuch), deutlich gekürzten Budget und massiven Gegenwind einiger Entscheidungsträger (Karl May Spiele oder Musikveranstaltungen) seine erste Saison planen zu müssen. Aber mit derselben Dynamik, Energie und Entschlossenheit die ihn als Schauspieler auszeichnete, ging er auch diese Herausforderung an. Die wichtigste Entscheidung: er stieg als Winnetou-Darsteller selber in den Sattel. Das Stammpublikum erinnerte sich an seine kraftvolle Interpretation der Rolle und freute sich darauf. Mit neuen Textvorlagen und einen anderen Inszenierungsstil ging es in die Saison 1981 – leider noch ohne den gewünschten Erfolg. 1982 kam es aber noch schlimmer, die Spiele standen vor dem Aus. „Es gab damals eine Person, die mit großem Eigeninteresse Zweifel an der Zukunft der Karl May Spiele schürte und Einfluss darauf nahm, dass die Spielzeit 1982 verkürzt und noch vor den Sommerferien angesetzt unter ungünstigsten Bedingungen gespielt wurde. Der Besucherzuspruch war desaströs.“, erinnert sich der Jubilar. „Aber dann gab es für mich überraschend Schützenhilfe von den regionalen und überregionalen Zeitungen. Die Journalisten analysierten nicht nur die deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen unter denen ich arbeiten musste sondern verwiesen auch auf die bedeutende Tradition der Karl May Spiele. Zähneknirschend wurde der Initiator dieser Intrige dann von den anderen Entscheidungsträgern überstimmt. In der Folge bekam ich eine letzte Gelegenheit, mit der Spielzeit 1983 zu beweisen, dass die Karl May Spiele eine Zukunft hatten.“ Latwesen konnte in dieser Situation eine Verlagerung der Spielzeit, eine Erhöhung der Anzahl der Aufführungen und eine deutliche Steigerung der Werbeaktivitäten durchsetzen. Mit Erfolg! Die Zuschauerzahlen verdreifachten sich in der Saison 1983. Latwesen hatte bewiesen, dass sein Konzept zukunftsweisend war. Neben einem bisher unbekannten temporeichen und Action geladenen Inszenierungsstil, hielten auch dramatische Filmmusik und vor allem sinnvoll in die Handlung eingebundene Tierauftritte Einzug in die Aufführungen. Bis 1986 folgte ein Rekordjahr auf das Nächste. In den ganzen Jahren hat Latwesen mit unglaublich vielen Schauspielerinnen und Schauspielern gearbeitet. Besonders beeindruckt hat ihn jedoch ein Darsteller, der über ein fotografisches Gedächtnis verfügt: Michael Grimm. Dieser wurde unmittelbar am Vorabend der Premiere von „Der Ölprinz“ 1985 verpflichtet weil sich Hauptdarsteller Harald Wiczorek im großen Finale beim Sturz von einem Ölbohrturm schwer verletzte. Vom Ereignis geschockt diskutierte Latwesen mit seinem Team alle Optionen. „Natürlich wollten wir die Premiere retten. Aber wer ist in der Lage in der Kürze eine komplette Hauptrolle zu übernehmen? Gegen 23 Uhr erinnerte sich ein Kollege jemanden, der seinen Text nach einmal Lesen sofort beherrschte.“ Latwesen kannte Grimm bis zu diesem Zeitpunkt nicht. „Und? Wo ist der?“ Die Auskunft war vielversprechend: in Hamburg. Stundenlang versuchte man nun, Grimm telefonisch zu erreichen. Kurz nach vier Uhr in der Früh hatte man Erfolg. Noch ganz verschlafen erklärte sich Grimm bereit einzuspringen. Allerdings stand er wegen anderer Verpflichtungen nur am Wochenende zur Verfügung. „Das mir egal!“, unterbrach Latwesen, „ Jetzt gilt es erst einmal die Premiere zu retten. Danach sehen wir weiter.“ Keine Stunde später traf man sich in einem Hotelzimmer, überreichte das Textbuch und man improvisierte auf engstem Raum ein Durchlaufprobe mit den Ölprinz-Szenen. Am nächsten Morgen war die Geschichte rund um die vielleicht kurzfristigste Umbesetzung aller Zeiten in aller Munde. „Zu diesem Zeitpunkt lief bereits eine vollständige Probe in der Arena und Michael Grimm spielte die Rolle als wenn er die ganzen Wochen zuvor bereits im Ensemble gewesen wäre.“ Bild Zeitung und andere Zeitungen berichteten und das Medieninteresse an der Premiere war entsprechend groß. „Lediglich den Sprung vom Turm in den brennenden Ölsee konnte er nicht durchführen. „Aber ohne zu Zögern übernahm Klaus Schichan zusätzlich zu seiner Rolle im Stück auch noch den Stunt – natürlich gab es dafür einen Zuschlag auf die vereinbarte Gage.“ Auch wenn Latwesen diese Geschichte schon oft erzählt hat, so schwingt auch Jahre später noch Bewunderung und Respekt in seiner Stimme mit für die Einsatzbereitschaft und das Engagement dieser beiden Darsteller. Wiczorek, Schichan und Grimm sollten in der Folge zu langjährigen Mitwirkenden und Erfolgsgaranten für die Karl May Spiele werden. A propos langjährige Mitwirkende. Auch der heute für viele Freunde der Bühne unverzichtbar scheinende Joshy Peters war eine von Latwesens Entdeckungen – auch wenn Latwesen heute bescheiden darauf hinweist, dass die ursprüngliche Empfehlung von einem Mitglied des Ensembles stammte. Casting war in den Achtzigern an der Bühne noch unbekannt, vieles wurde über persönliche Empfehlungen geregelt. Angesichts dieses Erfolges schien Latwesens Position fest und gesichert. „Aber immer wieder gab es da jemanden, der versuchte, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Als ich zum Beispiel nach der Saison 1984 meine „Unter Geiern“ Inszenierung mit dem Segeberger Ensemble auf eine von mir organisierte Tournee durch ganz Deutschland führen wollte, hatte wir mit der Kalkberg GmbH die Anmietung der notwendigen Kostüme vereinbart. Auf Betreiben einer einzelnen Person weigerte sich GmbH dann unter fadenscheinigen Begründungen, das vereinbarte Material zu stellen. Zum Glück hatte der Veranstalter Kontakte zu einer belgischen Bühnenschneiderei die uns kurzfristig die notwendigen Kostüme schneidern konnten. Damit war die Tournee gerettet.“ Als sich die Gerüchte um einen Abschied des Film Winnetous Pierre Brice von der sauerländischen Konkurrenzbühne Elspe verdichteten, nahm ein alter Plan Latwesens wieder Gestalt an. „Ich wollte Pierre Brice schon früher zu uns holen. Selbstverständlich hätte ich mich selbst dabei auch zurückgenommen und wäre in eine andere Rolle geschlüpft. Aber meine Bedingung wäre gewesen, die künstlerische Verantwortung zu behalten.“ Zunächst war diese Idee von den Verantwortlichen abgelehnt worden. Latwesen konnte nicht ahnen, welche fatale Eigendynamik aus diesem früheren Planspiel entstehen sollte. „Ich plante ab 1987 die Winnetou Trilogie aufzuführen und im Rahmen dieser drei Stücke ein junges neues Darstellerpaar aufzubauen die dann als Blutsbrüder ein völlig neues Ensemble anführen sollte.“ Doch es sollte ganz anders kommen. Als Pierre Brice 1986 seinen Abschied von Elspe verkündete, sah eine Mehrheit des Aufsichtsrats und auch der Geschäftsführer der Kalkberg GmbH eine günstige Gelegenheit, durch die Verpflichtung des Franzosen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die Ära des Klaus-Hagen Latwesen zu beenden und zusätzliche Besucherströme an den Kalkberg zu locken. Wie konnte es dazu kommen? „Das Problem war und ist, dass viele der Verantwortlichen im Umfeld der Karl May Spiele bis heute keine Beziehung zum und kein Ahnung vom Theater haben. Obwohl große und traditionsreiche Theater rund um Hamburg und Lübeck existieren, beschäftigt man sich nicht mit den Notwendigkeiten eines Theaterbetriebes. Vielfach herrschte die Meinung vor, die Schauspieler verbringen dort bezahlte Sommerferien und nicht mehr. Verletzungen und das persönliche Engagement wurden geringschätzig behandelt.“ Latwesen hatte immer nur Ein-Jahres-Verträge angeboten bekommen. Das Risiko wie bei seinem Vorgänger Harry Walther im Falle einer Vertragsauflösung zur Zahlung einer Abfindung verpflichtet zu sein wollte man ausschließen. Dadurch fiel es leicht, Latwesen der sich mitten in den Vorbereitungen zur neuen Spielzeit 1987 befand, abzulösen und Pierre Brice als neues Zugpferd mit großem Mitspracherecht an Buch und Inszenierung zu installieren. Eine schwer vorstellbare Situation: als Darsteller, Autor, Regisseur und Intendant musste Latwesen nun seine eigene Abschiedssaison inszenieren. Noch einmal schlugen ihm die Sympathien des Publikums entgegen, forderten Fans seinen Verbleib und solidarisierten sich viele seiner langjährigen Darsteller mit ihm. „Ich habe dann gesagt: lasst das bleiben, ihr wollt hier doch noch weiterarbeiten. Aber in der Abschlussvorstellung haben sie mich dann vor den Verantwortlichen abgeschirmt. Einen Blumenstraß vom Bürgermeister wollte ich nun wirklich nicht haben.“ Obgleich er Monate zuvor die Nachricht von seiner Ablösung fassungslos aus dem Autoradio erfahren hatte, spielte und inszenierte er auch die Abschiedssaison mit großem finanziellen Erfolg. Kämpferisch und entschlossen versuchte er in der Folge, sein Recht auf Weiterbeschäftigung auch juristisch durchzusetzen – allerdings ohne Erfolg. Heute kann der Jubilar Klaus-Hagen Latwesen mit Ironie und einem Hauch Sarkasmus von den Ereignissen erzählen. Nur eines bedauert er: „1981 hätte ich die Gelegenheit gehabt, den ganzen Spielbetrieb der Stadt abzukaufen oder zu pachten. Dann wäre ich mein eigener Herr gewesen und würde die Karl May Spiele noch heute inszenieren. Aber damals habe ich das finanzielle Risiko gescheut.“
Doch wenn man seinen Worten lauscht, seine Anekdoten und Erlebnisse schmunzelnd verfolgt dann spürt man das alte Feuer und die Begeisterung für Karl May. Seinen runden Geburtstag verbringt er als Privatier, im Kreise seiner Familie und voller schöner Erinnerungen an ereignisreiche Jahre. Klaus Hagen Latwesen ist auch heute noch stiller aber regelmäßiger Gast am Kalkberg. Wir wünschen ihm an dieser Stelle von Herzen alles Gute zu seinem 80. Geburtstag und Gesundheit für die vor ihm liegenden Jahre. Heute ist aber nicht nur der Moment, seinen Jubeltag zu feiern sondern sich vor allem zu vergegenwärtigen, dass die Karl May Spiele von Bad Segeberg ohne das persönliche Engagement und die Kreativität dieses Mannes heute nicht mehr existieren würden. Mag ihm auch bis heute die „Ehrenhäuptlingswürde“ nicht offiziell zugesprochen worden sein, für uns hat er diese längst inne als der Mann, der Karl May am Kalkberg rettete.
2 Kommentare
hallo klaus-hagen, schön mal wieder von dir zu hören, wenn auch nur per smartphone.
wie ich sehe, bist du auch ein paar tage älter geworden. womöglich sogar schon 80 ??? ich dachte du wärst 1944 geboren ? das zumindest stand mal in einem heft.. nun wie geht es denn dir? deiner partnerin ? und deinem sohn ?
seid ihr alle gesund ? …. bei mir war auch viel los. bis bald mal – liebe grüsse von gudrun
Sehr interessant von Herrn Klaus Hagen Latwesen zu hören,so bildet sich ein immer größerer Sachverstand und die Liebe zu diesen Spielen und der vielen Darsteller im Laufe der Jahrzehnte bildet sich ,allen Darstellern gleich ist die Liebe zu Karl-May Stoffen .
Schade,daß künstlerischer Sachverstand und Wirtschaftlichkeit sich nebst Ehrlichkeit und Anerkennung der schauspielerischen Qualitäten so schwer unter einen Hut bringen lassen.Ich wünsche Herrn Latwesen Gute Gesundheit und weiter so eine positive und gelöste Einstellung zu den Fährnissen des Lebens und Vielen Dank für die Leistung in Sinne der Zuschauer im Kalkbergstadium