Flashlight – Im Gespräch mit Arnd Limpinsel
Diese Ankündigung war eine faustdicke Überraschung: Arnd Limpinsel, Gründer der Freilichtbühne Mörschied e.V, kehrt 2021 noch einmal als Häuptling „Winnetou“ auf die Bühne im Hunsrück zurück. Diese Rückkehr wird ein emotionales Highlight sein, wurde doch 2020 seine Leukämieerkrankung und eine Spendersuche unter den Vereinsmitgliedern öffentlich bekannt. Bei der Premiere von „Der Ölprinz 2.0“ gab Limpinsel am 5. September 2020 seine Heilung nach einer Knochenmark-Transplantation bekannt.
Als Ihre Leukämieerkrankung Anfang 2020 bekannt wurde, hätte sich wohl niemand vorstellen können, dass Sie als Schauspieler auf die Bühne zurückkehren und dazu noch in Ihrer Paraderolle. Wie geht es Ihnen heute?
Das habe ich mir nicht einmal im Traum vorgestellt. Die Chemotherapie und die Stammzellengeschichte, waren schon ein steiler Ritt. Ich bin heute gut erholt, kämpfe allerdings noch mit den Spätfolgen der Chemotherapie. Ich fühle mich körperlich aber so gut, dass ich mir zutraue, die Saison zu bewerkstelligen.
Zum 30. Mal steht bei Ihnen persönlich Karl May auf dem Programm und zum 30. Mal reitet Hans-Joachim Klein als Old Shatterhand auf der von Ihnen gegründeten Bühne…
Das ist schon enorm. Ich freue mich, dass ich neben Hans Joachim in seiner letzten Spielzeit nochmals als Winnetou reiten darf. Wir haben damals als junge Männer gemeinsam angefangen und ich spielte schon siebzehnmal seinen Blutsbruder. Es ist etwas Besonderes.
Was macht Hans-Joachim Klein aus? Was macht ihn zum Old Shatterhand?
Wir sind seit dreißig Jahren befreundet und für mich war damals schon klar: Das ist Old Shatterhand, so sieht Old Shatterhand aus! Er ist in seine Rolle sehr gut hineingewachsen und hat auch privat die klassischen Charakterzüge des Old Shatterhand. Wir als Verein sind dankbar, dass wir über diesen langen und rekordverdächtigen Zeitraum einen solch großartigen Menschen an unserer Seite hatten.
Hans Joachim Klein spielt seine letzte Saison. Haben Sie schon einen Nachfolger im Blick?
Da müssen noch einige Gespräche geführt werden. Ich hatte mal jemanden im Blick, bin mir aber derzeit nicht sicher ob das funktionieren kann und wird. Definitiv schwierig, aber notfalls kann man mit Old Firehand oder Old Surehand eine gewisse Zeit überbrücken.
Warum ist die Rolle des Winnetou für Sie eine besondere?
Wer möchte nicht den Winnetou spielen? Das ist eine Traumrolle. Damals wollten wir Beständigkeit in der Rolle und ich war durch die Gründung und zur Verfügungstellung der Anlage eine gewisse Konstante. So war sichergestellt, dass wir die Rolle kontinuierlich besetzen konnten. Ich brachte auch ein wenig Theatererfahrung mit und konnte diese in Rolle und Produktion mit einbringen. Es war auch nicht leicht, mich von der Rolle zu trennen. Aber durch einen Bruch der Hüfte war ich irgendwann einfach dazu gezwungen. Ich war aber danach trotzdem auch in anderen Rollen zu sehen. Sowohl als Komiker als auch als Schurke stand ich bei uns auf der Bühne und diese Rollen haben wir ebenso Freude bereitet. Winnetou wird aber immer ganz besonders in meinem Herzen bleiben.
Die Bühne ist Ihr Lebenswerk und hat in den vergangenen dreißig Jahren eine enorme Entwicklung genommen. Erfüllt Sie diese Entwicklung mit Stolz?
Ich kann das ehrlicherweise kaum in Worte packen. Das war ein Projekt welches Ausmaße angenommen hat, mit denen ich niemals gerechnet habe und auch nicht rechnen konnte. Das war in den Anfangsjahren nur ein einfaches Gelände auf einem Reiterhof. Was hier entstanden ist…Ja doch, da bin ich schon wirklich stolz drauf.
Früher waren Sie das Gesicht der Karl May Festspiele in Mörschied, heute darf man ohne Zweifel Alexander Klein als solches bezeichnen. Wie wichtig ist es in einem Verein solche Antreiber zu haben?
Ich bin für jeden dankbar der Zeit opfert und investiert und seien es auch nur zehn Minuten. In unserer heutigen Gesellschaft ist das nicht selbstverständlich und viele Vereine kämpfen um aktive Mitglieder. Da ist man tatsächlich froh über Menschen wie Alexander Klein die Feuer gefangen und Lust haben, sich einzubringen und zu entwickeln. Das Engagement kann man nicht hoch genug schätzen. Alex ist von klein auf dabei gewesen, hat immer mitgefiebert und ist mit uns groß geworden.
Aufgrund der Corona-Pandemie kam es ja auch zu einer überraschenden Entwicklung im Ensemble. Mit Marcus Jakovljevic ist im letzten Jahr ein Profischauspieler zu Ihnen gestoßen und auch in diesem Jahr mit dabei. Wir sehr hat Sie das überrascht?
Auch hier eine Entwicklung, mit der wir nicht rechnen konnten, die aber natürlich ein Glücksfall für uns war und ist. Allerdings hatten sich in der Vergangenheit bereits Schauspieler bei uns beworben. Wir haben aber immer abgelehnt, weil wir uns schon als Laienbühne sehen und wir Profis einfach auch nicht finanzieren können. Marcus hatte sich angeboten und die Konstellation passt perfekt. Wir hatten schon einmal Schauspielschüler bei uns. Aber einen Profi dabei zu haben ist für alle ein Gewinn, weil wir uns natürlich so auch etwas abgucken und lernen können.
Wo sehen Sie die Karl May Festspiele Mörschied in zehn Jahren?
Das ist schwierig zu beantworten. Größer werden wir kaum werden können und vielmehr Wochenenden können wir meines Erachtens kaum spielen. Die sechs Spielwochenenden sind für die meisten Schauspieler und Helfer das absolute Maximum. Vorher haben wir auch noch viele Probenwochenenden. Ich denke das wir mit unserer Mannschaft derzeit das Maximum herausholen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass dies ein Hobby ist und wir alle noch beruflich und familiär eingebunden sind. Ich bin so aber absolut zufrieden.
Haben Sie Wünsche für die Zukunft?
Natürlich und nicht wenige. Vor ein paar Jahren haben wir uns eine wunderschöne Postkutsche zugelegt. Vielleicht kommt irgendwann einmal eine Eisenbahn dazu oder ähnliches. Auch technisch kann man sicher immer verbessern. Dafür müssen wir aber noch viele Tickets verkaufen (lacht).
Die Corona Pandemie schwebt nach wie vor, trotz sinkender Inzidenzen, über allem. Was würde es für einen Verein wie den Festspielen in Mörschied bedeuten, wenn eine Spielzeit abgebrochen oder gar nicht gestartet werden kann?
In diesem Jahr rechnen wir mit gut 350 Zuschauern und hoffen natürlich auf mehr. Ein Ausfall würde uns an Grenzen führen. Wir haben zwar ein paar Rücklagen, benötigen diese aber auch für Renovierungen an der Kulisse usw. Für einen Verein sind solche Pandemien ein nicht zu unterschätzendes Risiko.
Sie sind bekennender Karl May Fan. Haben Sie in den vergangenen Jahren andere Karl May Bühnen besuchen können?
Ich habe als Nordlicht regelmäßig die Karl May Spiele in Bad Segeberg besucht, war regelmäßig in Elspe und hatte auch Zeit, die ein oder andere Bühne zu besuchen. Irgendwann möchte ich mal in Österreich Urlaub machen und die dortigen Spielstätten zu besuchen. Es ist immer gut zu schauen, was und wie andere auf die Bühne bringen. Meine Leidenschaft ist ungebrochen. In diesem Jahr darf ich aber wieder selbst auf der Bühne stehen und darauf wird sich ab jetzt vorbereitet!
Danke für das kurzweilige Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Gesundheit, ausverkaufte Vorstellungen, viel Spaß und einen regenfreien Sommer im Kampf gegen das „Halbblut“.