„Du nimmst nicht das Wort von Gott in den Mund!“ – Stimmen und Interviews zur Pressevorstellung
…herrscht Melton seinen Handlanger Player an. In der Realität hatten die Mitwirkenden der Pressevorstellung vielfältige Möglichkeiten, in eigenen Worten ihre Eindrücke aus der bisherigen Probenzeit zu schildern. Hier sind einige Stimmen zur Pressevorstellung.Kaum war das letzte Bild des Ensembles geschossen, drängten die Pressevertreter in das weite Kalkbergrund. Erneut gilt es um das beste Fotomotiv zu wetteifern und Interviews zu führen. „Natürlich sind einige Szenen in der Aufführung wie in meiner 2005er Version. Aber es ist faszinierend wie anders sie doch von Jochen Horst und Christine Neubauer interpretiert und gespielt werden.“, verrät Autor Michael Stamp augenzwinkernd und verspricht den ewigen um die Werktreue besorgten Karl May Fans: „Wir haben uns bewusst beim Humor in diesem Jahr etwas zurückgehalten.“ Am stärksten umringt ist natürlich Winnetou Darsteller Jan Sosniok. Enthusiastisch erklärt er gegenüber Vertretern eines Fernsehsenders: „Für uns ist die Pressevorstellung etwas ganz Besonderes weil wir zum ersten Mal die Gelegenheit haben vor einem Publikum zu spielen und Reaktionen wahrzunehmen. Wir haben den Anspruch zu brillieren und vor den kritischen Augen derer zu bestehen, die die Karl May Spiele regelmäßig besuchen. Während der Probenzeit arbeitet man ja meist nur unter den Augen der Mitspieler die gerade pausieren und das lässt einen dann vielleicht auch zu sicher werden.“ Im strahlenden Sonnenschein muss Melanie Böhm für viele Fotografen posieren. Die gebürtige Österreicherin setzt den Trends der letzten Jahre fort und steht ergänzend neben dem im letzten Jahr erstmals mitwirkenden Max König sowie dem zweiten Kalkberg Neuling Sascha Prödl auf der Bühne. Dabei ist es nicht ihr erster Kontakt zum Werk Karl Mays. „Der Unterschied zwischen der Bühne in Winzendorf und hier ist vor allem die schiere Größe. Da in Winzendorf der Zuschauerbereich und ein Teil der Bühne überdacht ist, wirkt hier natürlich alles viel offener. Ich mag es, den Wind, die Sonne und auch mal Regen zu spüren – allerdings den Regen hoffentlich eher seltener.“, scherzt die junge Österreicherin charmant. Ob es denn in der Art der Inszenierung spürbare Unterschiede gibt? „Buch und Inszenierung sind in weiten Teilen anders als in Österreich. Aber da hat eben jede Bühne ihren eigenen Stil und es hängt ja auch davon ab, was für Ideen und Vorschläge noch aus dem Ensemble kommen.“ Wie aufs Stichwort tritt Kollege Patrick L. Schmitz gut gelaunt heran. „Fiesta!“ „Deutscher Dialekt, französisch, mexikanisch…gibt es eigentlich einen Dialekt den Sie nicht präsentieren können?“, will ich von dem in liebevoll gestalteter mexikanischen Uniform gewandeten Schmitz wissen. „Ich glaube ich kann alles Lernen.“, erwidert dieser selbstbewusst. „Auch Kantonesisch?“ „Sicher! Obwohl das hier wohl kaum gebraucht wird. Oder gibt es bei Karl May Chinesen?“ Ja, die gibt es wie die Karl May Freunde wissen. Insbesondere im Roman „Halbblut“ spielen chinesische Bahnarbeiter eine nicht zu unterschätzende Rolle. Jetzt zeigt sich Schmitz vom Ehrgeiz gepackt. „Michael Stamp hat mir so schöne Rollen geschrieben, dann bestimmt auch noch eine chinesische. Jetzt bin ich aber erstmal total froh, zum dritten Mal hier mitwirken zu dürfen.“ Ich spreche ihn auf die auch in diesem Jahr wunderschönen und treffend gestalteten Kostüme an. Schmitz betont die Wichtigkeit der Arbeit hinter den Kulissen. „In der Kostümabteilung sind nicht nur alles total liebe Menschen sondern eben auch echte Profis, sie verschaffen uns den Eintritt in unsere Rollen.“ Ob es für ihn ein besonderer Moment ist, in sein Kostüm zu schlüpfen. „Für mich ist das Kostüm etwas ganz Wichtiges. Wir proben ja die meiste Zeit ohne Kostüm mehr oder weniger in Freizeitkleidung. Aber wenn ich mein Kostüm kriege, passiert etwas Besonderes: dann ist die Verwandlung komplett! Aber das empfindet jeder Kollege anders. Manche bestehen darauf, von Anfang an im Kostüm zu proben. Für mich ist es der Abschluss der Vorbereitung und der Probenarbeit.“ Neben dem Gesang hat uns Melanie Böhm auch mit ihrem Tanztalent begeistert. Aber hier wollen wir ja ihren Partner nicht vergessen. Fabian Monasterios verkörpert „Player“, die rechte Hand des Teufels in dessen linker Brust aber doch ein Herz schlägt – für die junge Felisa. „Gut gespielt und getanzt! War das die Bewerbung für „Lets Dance“?“, frage ich ein wenig provokant. Mit sympathischer Bescheidenheit wiegelt der Schauspieler ab. „Dafür bin ich nicht prominent genug.“ Na ja, denke ich mir, im RTL Format tauchen mitunter Personen auf an die sich kaum noch einer erinnern kann. Aber das ist ein ganz anderes Thema. „Aber die Tanzeinlage ist für mich schon eine besondere Herausforderung. Ich war aber selber überrascht wie viel Spaß mir das Ganze macht. Mit einer so guten Partnerin wie Melanie aber eigentlich kein Wunder.“ Wann tauchte das Tanztraining erstmals im Probenplan auf? „Von Anfang an! Ich bin eben im Gegensatz zu Melanie kein ausgebildeter Tänzer und die Herausforderung habe ich schon sehr ernst genommen.“ Und bestanden! Die feurige leidenschaftliche Einlage macht das gezeigte Fiesta-Bild wirklich erinnerungswürdig. Ganz und gar nicht tänzerisch und leichtfüßig ist Max König. Er blickt schon etwas betroffen drein. „Schlimmer geht es nicht. Es ist wirklich das Schlimmste hier engagiert zu sein und dann nicht spielen zu können.“ Tröstend klopft ihm Freund und Kollege Sascha Hödl auf die Schulter. „Aber bei einem Engagement wie diesem kann es halt zu Unfällen kommen.“, räumt er ein und ergänzt mit Galgenhumor auf Sascha Hödl (ausgebildeter Stuntman) deutend: „Ich hätte halt mal was von ihm Lernen sollen.“ Hödl erklärt: „Stuntman-Arbeit ist eben auch oft Learning by doing.“ Nun, diese Lektion hätte sich Max König gewiss gerne erspart. „Ich bin halt beim Absteigen vom Pferd mit dem Fuß in eine Kuhle im Sand gerutscht.“ Tja, es muss nicht immer etwas Spektakuläres die Ursache für einen Unfall am Kalkberg sein. „Die Ärzte meinten zuerst sechs Wochen Pause. Jetzt heißt es schon die Premiere sei medizinisch machbar. Aber natürlich möchte ich kein Risiko eingehen.“ Das ist für mich absolut nachvollziehbar zumal mit Sascha Hödl ja auch ein erfahrener Ersatz zur Verfügung steht. „Wir sind gut vorbereitet und haben die Choreographie der Kampfszenen in denen ich eigentlich als Stuntman eingesetzt würde bereits vollständig umgestellt.“, erklärt Hödl und führt weiter aus: „Wenn Max sich danach fühlt dann wird er spielen. Solange das nicht der Fall ist, springe ich ein. Aber natürlich wünsche ich ihm, dass er bald wieder mit von der Partie ist.“ Ich merke, dass die beiden nicht nur als Blutsbrüder in Österreich gespielt haben sondern dass sie auch tatsächlich eine enge Freundschaft verbindet. Trotzdem stellt sich die Frage, wann Max König überhaupt wieder voll in die laufende Produktion einsteigen kann. „Ich gehe davon aus, dass die Spielleitung von Woche zu Woche blicken und entscheiden wird.“, erklärt Sascha Hödl und führt aus: „Ich freue mich natürlich dass man mir zutraut, so kurzfristig in diese wichtige Rolle zu schlüpfen und bin sehr dankbar dafür. Aber ich freue mich genauso für Max wenn er wieder fit und einsatzbereit ist.“ Wie hat Sascha Hödl überhaupt von der neuen Aufgabe erfahren. „Na ja, wir hatten gerade ein Actionszene geprobt als Spielleiter Stefan Tietgen mich zu sich winkte und sagte „Wir müssen reden.“ Oh je, dachte ich, was habe ich jetzt falsch gemacht. Aber dann erfuhr ich, dass ich für Max einspringen sollte. Ich hätte gewettet, sie holen dafür jemanden von außen.“ Mit heiserem Kreischen unterbricht der tierische Star der Spiele den sympathischen Allzweckkämpfer aus Österreich der gewiss alles andere als ein Notnagel ist. Die Adlerdame Malin fliegt nicht zum ersten Mal am Kalkberg und wirkt unglaublich gelassen trotz des ganzen Trubels um sie herum. Über die gesamte Probezeit und die vielen Wochen der Aufführungen lebt der afrikanische Schrei-See-Adler Malin mit ihren beiden Betreuern in einer Wohnung in Bad Segeberg. Denn ihre Heimat liegt in rund 600 Kilometer entfernten Eifel – zu weit um zu pendeln. Diesen Stress wollen sich Mensch und Tier natürlich nicht antun. Langsam löst sich die Pressevorstellung auf, Mensch und Tier streben nach Nahrung und einer verdienten Pause. Denn bereits am Nachmittag stehen die nächsten Proben an und davon sind nicht mehr viele übrig bis zur Premiere von „Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg.“
Bad Segeberg; ah; 15.06.18