Er ist ein Multitalent und ein Greenhorn im Wilden Westen: Hubertus Rösch. Der sympathische Schauspieler und Musiker ist als Mr. Treskow bei den Festspielen Burgrieden zu sehen.
Hubertus Rösch, du bist das erste Mal bei Karl-May-Spielen dabei. Wie gefällt es Dir in Burgrieden, wie ist die Arbeit mit dem Team?
Großartig. Das Team hat mich Greenhorn wunderbar aufgenommen. Auch wenn die Arbeit mit den Pferden anstrengend ist, macht es doch sehr großen Spaß.
Hattest du vorher schon Berührungspunkte mit Karl May?
Mein Bruder und ich haben in unserer Kinder- und Jugendzeit sehr viele Bände gelesen und noch öfters die Filme angesehen. Die liefen damals ja rauf und runter.
Wie stehst du zum Autoren Karl May? Was macht er für dich aus? Wie wichtig findest du die Botschaft, die er immer wieder in seinen Geschichten vermittelt?
Karl May und seine Botschaften, die er vermittelt, sind zeitlos. Natürlich sind es Geschichten aus dem Wilden Westen, aber mit einer tieferen Botschaft. Zum Beispiel im jetzigen Stück „Old Surehand“ sind ganz tolle Passagen drin, die die Werte vermitteln, die damals wie heute wichtig, vielleicht sogar wichtiger denn je, sind. Wie die Völkerverständigung, der Umgang miteinander und die Sehnsucht nach einer friedvollen Welt. Deswegen kann man den Autoren Karl May gar nicht genug würdigen, für das was er geschaffen hat. Im Idealfall verändern die Geschichten ein Stück weit die Welt, zum Besseren.
In dem Stück „Old Surehand“, bist du der Prärie-Polizist Mr. Treskow. Wie würdest du die Rolle beschreiben?
Mr. Treskow ist ein skurriler Prärie-Polizist, mit sonnigem Gemüt, der zwar seine Arbeit sehr ernst nimmt, dennoch immer einen Scherz auf den Lippen hat. Er verfolgt die Bösewichte auf seine eigene Art und Weise. Des Öfteren platzt er in ernste Szenen und lockert das Ganze so ein wenig auf. Trotz alledem liefert er wichtige Hinweise zur Aufklärung des Falls.
Konntest du vorher schon Freilichterfahrung sammeln? Gehst du da anders an die Rolle ran, als in einem „normalen“ Theater?
Es ist nicht neu für mich. Ich habe eine Saison auf Schloss Thurn in Heroldsbach bei Ritterspielen als Moderator und Ritter vor 2.000 Leuten auf der Bühne gestanden. Das waren bestimmt mehr als 350 Shows. Egal ob klassisches Theater oder Open Air, es ist immer wieder eine Herausforderung. Diese Rolle bin ich rangegangen, wie ich das in den meisten Fällen mache. Ich habe versucht mich auf die Rolle einzulassen, sie zu verstehen. Das Meiste entwickelt sich jedoch während der Probenzeit, besonders, wenn du so hervorragend von dem Regisseur (Anm. Red. Michael Müller) unterstützt und geleitet wirst.
Neben dem Wetter musst du in einem Freilichttheater, wie dem in Burgrieden, auch viel auf die Pferde reagieren. War das nochmal eine Herausforderung für dich?
Mit Tieren ist das nochmal ein ganz anderes Level. Du musst immer aufpassen, wie die Pferde reagieren. Sie sind extrem empfindlich und sensibel. Deswegen ist das auch schon fast was Heiliges und besonderes.
Neben dem Beruf des Schauspielers, bist du auch als Musiker tätig. Wie kamst du zur Musik und in welchem Genre fühlst du dich zu Hause?
Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben. Zuerst haben mich meine Eltern gefördert. Später bekam ich dann Unterricht am Ulmer Theater, sowohl für Gesang, als auch für Schauspiel. Am Anfang spielte ich mehr Klassik, die Gitarre kam erst später dazu. Heute sind meine Alben hauptsächlich bespickt mit Musik aus der Country-, Singer-Songwriter- oder Folk-Richtung. Jedes Album unterscheidet sich vom anderen. Das erste Album war noch mehr so mit Rock-Songs gefüllt, dann ging es in die Singer-Songwriter- und Akustik-Ecke. Als ich 2014 in New York mit dem bekannten Malcom Burn zusammengearbeitet habe, der auch schon mit Bob Dylan und Iggy Pop im Studio stand, bin ich nochmal weiter zum Country gerutscht. Was im neuen Album deutlich zu hören ist, da es sehr viel amerikanische Country-Musik enthält. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass ich ein reiner Country-Musiker bin. Meine Live-Auftritte spiele ich immer im „Bob-Dylan-Style“, sprich akustisch mit Gitarre und Mundharmonika.
Du hast eine neue Single veröffentlicht, gemeinsam mit einem bekannten Produzenten. Wie ist es zu dem Kontakt gekommen?
Vor vielen Jahren habe ich Ted Russell Kamp in Hamburg getroffen. Dort hat er einen kleinen Slot vor mir bei einem Radio-Gig gespielt. Der dort entstandene Kontakt hat sich gehalten und über die Zeit immer weiter aufgebaut. Intensiviert wurde dieser als ich in Amerika war und ihn in seiner Heimat, Los Angeles, besuchte. Im letzten Jahr habe ich ihn gefragt, ob er mein neues Album produzieren würde. Obwohl er in Amerika in vielen Country-Bands spielt und auch andere Sänger und Gruppen produziert, hat er zugesagt. Seitdem arbeiten wir gemeinsam an dem neuen Album.
Was ist der Inhalt deines Songs?
Die Idee zu dem neuen Song „Two Outlaws“ entstand während der Tour 2019, als ich Tes auf seiner Solo-Tour durch die Niederlande und Deutschland begleitete. Er handelt unter anderem von zwei Männern, die der Freiheit auf der Spur sind, sich den Wind durch die Nase wehen lassen und sich Geschichten erzählen. Für mich ist es eine große Ehre mit Ted zusammen an dem Album zu arbeiten.
Wie weit seid ihr mit dem Album?
Das Album entsteht so Step by Step. Die anderen Songs sind auch alle wirklich cool geworden. Man kann sagen, dass wir zur Hälfte fertig sind. Ted kooperiert in Amerika mit zahlreichen anderen Musikern und ist dadurch sehr beschäftigt. Ich hoffe, dass es dieses Jahr noch fertig wird und auf den Markt kommt. Die Arbeit gemeinsam mit Ted macht riesigen Spaß.
Das neue Album ist in der Country-Musik einzuordnen, welche die Meisten in Deutschland lediglich mit Truck Stop oder Gunter Gabriel in Verbindung bringen. Wie erklärst du dir, dass der Stellenwert in den USA deutlich höher ist, als hier bei uns?
Was in Amerika die Country-Musik ist, ist in Deutschland vermutlich die Volksmusik, der Schlager. Ich finde das schade. Für mich ist das eine absolut massen taugliche Musik, die hier leider viel zu wenig gewürdigt wird. Mein Herz zieht es immer mehr in die Richtung der amerikanischen Country-Musik. Sie bedeutet mir sehr viel. Was ich auch vor jeder Show in Burgrieden merke, wenn ein Country-Lied läuft. Dann bekomme ich Gänsehaut.
Siehst du dich in der Zukunft eher als Schauspieler oder als Musiker auf der Bühne? Im Grunde sind da ja schon Unterschiede zu erkennen. Als Schauspieler versteckt man sich hinter einer Rolle und in der Musik wird oft das Innere nach außen getragen.
Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Ich liebe wirklich beides, Toure unheimlich gern mit der Musik, spiele Gigs. Das habe ich sehr vermisst im letzten Jahr. Genauso wie nicht auf der Bühne stehen zu können. Was ich persönlich zu sagen habe, kann ich natürlich besser in der Musik ausdrücken, als im Schauspiel. Dort kann man sich hinter einer Rolle verstecken, obwohl ich dort auch persönliche Elemente in die Rolle mit einbringen kann. Bei der Musik ist es auch was anderes, weil ich die meistens allein mache. Ich würde sofort auch mit Bands zusammenarbeiten, wenn sich das ergibt. Das gibt einem Song nochmal einen ganz anderen Ton.
Im Gegensatz ist das Schöne an der Schauspielerei, dass ich dort nicht allein bin. Dieses miteinander macht mich ebenfalls sehr glücklich. Deswegen ist das für mich sehr schwer zu vergleichen.
Ich nehme das ein bisschen wie es kommt. Ich hätte nichts dagegen, musikalisch etwas präsenter zu sein, aber die Schauspielerei möchte ich auf keinen Fall missen.
Man könnte sagen, dass aktuell die Musik auf einer Stufe mit der Chance steht die Geschichten von Karl May zu spielen.
Erstmals bist du ja bereits Ende letzten Jahres in der Karl-May-Szene bekannt geworden, als du an unserem Silvester-Special teilgenommen hast. Was war für dich der ausschlaggebende Punkt zu sagen „Ich mach da mit“? Hat die Beziehung zu den Fans vielleicht eine Rolle gespielt?
Es ist immer schön zu sehen, wenn wir merken, dass wir die Zuschauer begeistern, mitreißen und sogar dazugewinnen. Auch wenn es nicht live war/ist, kann man mit solchen Lesungen, wie im letzten Jahr und auch der Jetzigen, das Gefühl ein Stück weit aufrechterhalten.
In einem Theater ohne Fans, würden wir natürlich vor leeren Rängen spielen. Jeder fiebert mit, lacht und hofft. Die Fans sind das Wichtigste. Aus dem Grund freuen wir uns, dass es immer mehr Fans werden, die nach Burgrieden in die Shows kommen.
Im nächsten Jahr steht in Burgrieden „Winnetou III“ auf dem Spielplan. Deiner Begeisterung nach zu urteilen, vermute ich, dass du da gern wieder mit dabei sein würdest. Gibt es eine Karl-May-Traumrolle, die du vielleicht spielen möchtest?
Ich wäre wahnsinnig gern im nächsten Jahr wieder dabei und hoffe, dass das klappt. Einen Rollenwunsch könnte ich jetzt gar nicht äußern. Auch wenn ich den Mr. Treskow sehr gern spiele und es mir einen riesigen Spaß macht, wäre ich auch für andere Rollen offen. Die humoristische Figur macht sehr viel Spaß. Ich kann da sehr viel meiner eigenen Persönlichkeit mit einbringen. Aber der Reitz im Schauspiel liegt darin, sich anderweitig auszuprobieren und andere Seiten zu zeigen. Am Ende vertraue ich da ganz dem Regisseur. Bei „Old Surehand“ sieht man, dass alle Rollen sehr stark sind.
Was möchtest du uns noch zum Schluss sagen?
Ich hoffe, dass wir uns dieses Jahr noch in Burgrieden sehen. Vielleicht ergibt es sich, dass ich auch meinen neuen Song, „Two Outlaws“, dort performe, der vermutlich gegen Ende der Woche auf allen bekannten Streaming-Plattformen verfügbar sein wird. Zusätzlich kann man auch meine bisherigen CDs in Burgrieden kaufen.
Hoffentlich kommen sehr viele Besucher zu unserem Stück „Old Surehand“. Zu sehen wie sich vor dem Kassenhäuschen oder dem Eingang immer eine Schlange bildet, bereitet mir eine große Freude.
Vielen Dank für die Begeisterung und das nette Gespräch. Wir wünschen Dir und dem Team der Festspiele Burgrieden einen sonnigen und verletzungsfreien Sommer.