„Natürlich ist das echt!“ – Gedanken zum Tod von Jochen Bludau
Ich werde nie den Tonfall vergessen, nie die Entrüstung und gleichzeitig Überzeugung, die in dieser Aussage mitschwang. Was war geschehen? Es war 2009, das Internet als Medium noch relativ frisch und diverse Foren waren ein beliebtes Medium zum Austausch unter Gleichgesinnten der Karl May Szene. Es wurde über alles diskutiert und fantasiert rund um die Bücher, Verfilmungen und Aufführungen der Werke aus der Feder des sächsischen Autoren. Ein Beitrag beschäftigte sich mit der Werbung und den Programmheften. Ich hatte mich erdreistet die These aufzustellen, dass ein Pressefoto des Karl May Festival Elspe, das effektvoll die Akteure vor einer gewaltigen Explosionswolke zeigte, eine Fotomontage sei. Überrascht rieb ich mir die Augen als ich danach eine sehr eindeutige E-Mail Jochen Bludaus erhielt in der er sich gegen diese Behauptung verwehrte und mir als Beweis eine Datei mit der gesamten Bilderfolge des Fotografen übermittelte. Reumütig rief ich danach in Elspe an, ließ mich verbinden. Was folgte war eine Mischung aus Dank für die Aufmerksamkeit und die sachliche Entwertung meines Verdachts. Bludau hörte weitestgehend schweigend zu, ich konnte das huldvolle Nicken vor meinem geistigen Auge sehen und beantwortete auch die von mir gestellten Fragen knapp und sachlich. Dabei fiel auch die kernige keinen Zweifel akzeptierende Aussage. Dieses Gespräch sagte mir viel über den Mann, der aus einer Wald- und Wiesen Freizeit Bühne ein florierendes Großunternehmen gemacht hatte, der den Kultdarsteller Pierre Brice in die Einöde lockte und den bis dahin wohl unbekannten Flecken im Sauerland überregional bekannt machte. Film, Funk, Fernsehen wurde aufmerksam auf einen Inszenierungsstil der rasant und kurzweilig war, den Staub aller Vorlagen abschüttelte und mit Spezialeffekten, wilden Ritten und gewagten Stunts das Publikum fesselte. 1978 durfte ich erstmals als zehnjähriger Schüler seine Arbeit auf dieser Naturbühne bestaunen. Zurückgekehrt bin ich dorthin bis heute mehrfach. Selfmade Man? Schauspieler? Regisseur? Es mag viele Begriffe geben, die auf ihn zutrafen. Schicksalsschläge waren ihm genauso bekannt wie große Glücksmomente. Er war bestimmt nicht einfach. Sehr direkt in seiner Ansprache und damit vielleicht auch unbequem. Aber die Ergebnisse seiner Arbeit lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass er uns Großes hinterlassen hat. Natürlich war der Erfolg der Karl May Spiele im sauerländischen Elspe nicht nur ihm alleine zuzuschreiben. Wie immer hatte der Erfolg einen Vater und vielen unterstützenden Helferinnen und Helfer. Doch die maßgeblichen Impulse müssen ihm zugeschrieben werden: Jochen Bludau! Farewell, Old Shatterhand, weißer Bruder. Nur wenige haben so viel zur Erhaltung des Werks von Karl May beigetragen wie er.