Der Mythos von Nscho-tschi
Dem Zeitgeist geschuldet, konzentrieren sich die Romane von Karl May sehr stark auf männliche Protagonisten. Die zumeist im Vordergrund stehende Männerfreundschaft lässt nur bedingt Raum für gleichwertige weibliche Figuren. Oft handelt es sich um robuste und humorvoll gezeichnete Figuren wie Mutter Thick (Old Surehand) oder Rosalie Ebersbach (Der Ölprinz). Romantische angehauchte Frauenrollen bleiben meist oberflächlich gezeichnet und erweisen sich häufig nur als Opferpersonen zu deren Rettung die Helden herbeieilen. In den Orient Romanen überstrahlt die wiederkehrende im hohen Alter stehende Mara Durimeh mit ihrer Weisheit und Würde alle anderen weiblichen Romanfiguren. Doch auch in den Wild-West Geschichten ragt eine weibliche Person deutlich hervor – nein, nicht Ribanna. Winnetous Herzensdame ist uns nur aus Rückblicken und Erinnerungen der Helden bekannt und geschildert. Es handelt sich um Nscho-tschi, die Häuptlingstochter und Schwester Winnetous. Ebenso wie ihr Bruder war sie die gelehrige Schülerin Klekih-Petras, der als deutscher Emigrant bei den Apachen aufgenommen wurde und sich als „Weißer Vater“ deren Respekt erwarb. Die Tatsache, dass May die Schwester seiner Heldenfigur mit denselben Charakterzügen dieselbe Ausbildung genießen ließ, mag auch als Beleg seiner Weltoffenheit dienen. Nscho-tschi und ihre unerfüllte Liebe zu Winnetous Blutsbruder Old Shatterhand berührt seit Jahrzehnten die Herzen der Leser und Zuschauer aller Geschlechter und Herkunft. Karl May beschrieb sie selbst: „Ihr einziger Schmuck bestand aus ihrem langen, herrlichen Haare, welches in zwei starken, bläulich schwarzen Zöpfen ihr weit über die Hüften herabreichte. Dieses Haar erinnerte auch an dasjenige von Winnetou. Auch ihre Gesichtszüge waren den seinigen ähnlich. Sie hatte dieselbe Sammetschwärze der Augen, welche unter langen, schweren Wimpern halb verborgen lagen, wie Geheimnisse, welche nicht ergründet werden sollen. Von indianisch vorstehenden Backenknochen war keine Spur. Die weich und warm gezeichneten vollen Wangen vereinigten sich unten in einem Kinn, dessen Grübchen bei einer Europäerin auf Schelmerei hätte schließen lassen … Die feingeflügelte Nase hätte weit eher auf griechische … Abstammung deuten können. Die Farbe ihrer Haut war eine helle Kupferbronze mit einem Silberhauch. Dieses Mädchen mochte achtzehn Jahre zählen.“ (1) Den Rest erledigt dann die Fantasie des Lesers. Abbildungen in den bebilderten Werken waren sodann auch Ausdruck der Fantasie verschiedenster Verlage. Karl May selbst durfte noch erleben, dass sein Werk die Bretter, die die Welt bedeuten, erreichte. Wie die Autoren Finke/Marheinecke in ihrem einzigartigen Werk „Karl May auf der Bühne“ im Vorwort ausführen, war dies allerdings nur eine kleine Interpretation aus dem umfangreichen Orientzyklus (2). Doch der Damm war gebrochen und bis heute finden sich ambitionierte Bühnen, die – wenn auch zwischenzeitlich ausschließlich auf die Wild-West-Geschichten reduziert – Karl May inszenieren. Spätestens die Ära der Verfilmungen in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat bewiesen, wo das Interesse der Publikumsmasse liegt und damit diesen thematischen Schwerpunkt gesetzt. Wir wollen uns nunmehr auf die Darstellung der charismatischen jungen Häuptlingstochter auf der Bühne von Bad Segeberg beschäftigen. In elf Inszenierungen wurde Figur von ebenso vielen Darstellerinnen zwischen 1952 und 2013 verkörpert. In diesem Jahr wird also die zwölfte Interpretation durch Nadine Menz verkörpert. Die Schatten ihrer Vorgängerinnen fallen dabei unterschiedlich lang aus. Doch der Reihe nach.
1952
Die Aufführung der Fantasiegeschichten des sächsischen Autoren am norddeutschen Kalkberg war keine einfache Geburt gewesen. Die Entscheidungsträger der Stadt Bad Segeberg hatten lange mit sich gerungen, ob und wie die ehemals von den Nazis als Spielstätte angelegte Arena genutzt werden sollte. Doch der bereits 1950 durch den späteren Regisseur Robert Ludwig vorgeschlagene „Winnetou“ machte schließlich das Rennen und konnte knapp „Die Nibelungen“ hinter sich lassen. Im Gegensatz zu den heutigen Spielgewohnheiten wurde jedoch die komplette Winnetou Trilogie verarbeitet, d.h. Blutsbrüderschaft und Tod des edlen Apachen in einer Inszenierung – natürlich mit einem anmoderierten Zeitsprung. Somit erblickte eben auch die Figur der Nscho-Tschi bereits im Premierenjahr der Karl May Spiele am Kalkberg das Licht der dortigen Bühnenwelt. Ihre Ermordung dürfte neben der Sterbeszene ihres Bruders wohl auch damals bereits der tränenreichste Moment der Aufführung gewesen sein. Es fiel Verena Schley zu, die Rolle zu verkörpern und damit in die Geschichte dieser heute wohl bedeutsamsten Karl May Bühne einzugehen. Über die Schauspielerin selbst ist heute wenig bekannt. Im damaligen Programmheft finden sich neben Werbeanzeigen von Unternehmen die heute längst nicht mehr existieren vor allem die Inhaltsangabe der Inszenierung nebst ausführlichen Artikeln über die Romanvorlage, die Welt der Native Indians und natürlich diverse Grußworte der damals politisch Verantwortlichen. Interessanter ist hier der immer noch nicht vollständige gehobene Schatz von Post- und Ansichtskarten sowie privater Fotosammlungen. Wie Nicolas Finke im Karl May & Co Magazin in einem lesenswerten Artikel berichtet, gehörte Verena Schley auch zu den drei Personen, die am 03. September 1952 im damals noch in einem alten Hochbunker in Hamburg produzierten Programm des NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) als Interviewgäste zu der erfolgreichen Jubiläumssaison am Kalkberg begrüßt wurden. Somit kann Verena Schley wahrscheinlich für sich auch in Anspruch nehmen, als erste Nscho-Tschi Darstellerin im Fernsehen aufgetreten zu sein (3).
1953
Vom Erfolg der Jubiläumssaison beflügelt plante Intendant und Regisseur Robert Ludwig direkt für das Folgejahr. Allerdings kam es lediglich zu einer Wiederholung des im Jahr zuvor gespielten „Winnetou“. Es kam zu vielfältigen Umbesetzungen in den Hauptrollen. Nur das Böse lauert immer und überall: Achim Schmidtchen blieb es vorbehalten, erneut den Schurken Santer und damit den Mörder Nscho-tschis zu verkörpern. Die Gemeuchelte wurde in diesem Jahr von Susanne Schmallenberg verkörpert. Mehr als das ist allerdings nicht bekannt. Auch das Programmheft dieser Saison führt außer einer namentlichen Aufstellung des Ensembles keine weiteren Angaben zu den Mitwirkenden. Angesichts der unveränderten Handlung kamen rund 30.000 Zuschauer weniger in die Arena als noch im Vorjahr. Aber die Zahl der bundesdeutschen Zuschauer am heimischen Fernseher nahm sicherlich rasant zu.
1957
Vier Jahre sollten vergehen bis unter einem neuen Regisseur alter Wein in neue Schläuche gefüllt wurde. Soll heißen: „Winnetou“ nach der Buchvorlage von Körner/Schmid kam erneut zur Aufführung. Zuvor hatte man zwei Jahre lang die Orientstoffe des Maysters zur Grundlage von Inszenierungen genutzt. Die Kieler Nachrichten verstiegen sich im Juli 1957 zu der Aussage, es handle sich um die bisher gelungenste Inszenierung des seit 1954 verantwortlichen Regisseurs und Intendanten Wulf Leisner. Doch neben wohlwollenden Kritiken für das Blutsbrüderpaar wurde auch die neue Nscho-tschi Darstellerin ausdrücklich gewürdigt: „Günter Hoffmanns Winnetou beeindruckt vor allem in den leisen Stellen, und Isa Schlubach als Häuptlingstochter vermag diese schwierige Rolle auf der großen Szene zu einer ergreifenden Studie zu gestalten.“ (4) Da das Medium Fernsehen rasant an Bedeutung gewann war es auch nicht verwunderlich, dass in diesem erstmals eine Übertragung der Inszenierung über eine immer noch überschaubare Anzahl bundesdeutscher Bildschirme zu erleben war. Isa Schlubach ist somit die erste Darstellerin der unglückseligen Häuptlingstochter gewesen deren Tod im Fernsehen übertragen wurde.
1971
Lange Jahre sollten vergehen bis Winnetous Schwester wieder durch den Sand der Kalkberg Arena schritt. Die sechziger glatt übersprungen kam es erst 1971 zu einem Auftritt Winnetous nebst Vater und Schwester. Das davor liegende Jahrzehnt war am Kalkberg in weiten Teilen mit Uraufführungen gestaltet worden, was für die Zuschauer natürlich eine große Vielfalt und Abwechslung bedeutete. Doch nun hatte sich Dauerregisseur Wulf Leisner verabschiedet und mit ihm auch gleich Winnetou-Ikone Heinz Ingo Hilgers. Der neue Mann am Ruder hieß Toni Graschberger und setzte auf den ursprünglichsten aller Stoffe: „Winnetou“. Erneut wurde die geraffte Trilogie als Grundlage einer Inszenierung gewählt, die Blutsbrüder neu besetzt und somit konnte es auch nicht verwundern, eine neue Darstellerin in der Rolle der Nscho-tschi zu sehen. Brigitte Reimers. Da sich in Deutschland seit offizieller Einführung 1967 das Farbfernsehen zunehmend durchsetzte, durfte auch der Zuschauer daheim sich an dem farbenfrohen Kostüm und dem edlen Gesicht der Darstellerin erfreuen. Auf Bildern (die Aufzeichnung gilt leider als verschollen) wirkt Reimers zumindest deutlich majestätischer als ihr Bruder. Der Name Brigitte Reimers wird heute noch verschiedentlich als Mitwirkende bei einer Fernsehserie und im Zusammenhang mit Synchronarbeiten geführt. Näheres ist uns hier aber leider auch nicht bekannt.
1976
Die Ära endete bereits 1974. Trotz respektabler Ergebnisse kam es zu einer Neubesetzung. Harry Walther, selbst in den sechziger Jahren als Old Shatterhand brillierte, übernahm Regie, Intendanz und in weiten Teilen auch die Aufgabe des Autoren. Für seine zweite Saison hatte sich Walther etwas ganz Besonderes überlegt: Nachmittags wurde „Winnetou I“ gegeben und abends folgte mit „Winnetou II“ eine nahtlose Fortsetzung. Innovativ, erfolgreich aber aufwändig. Somit durfte die als Nscho-Tschi verpflichtete Barbara Assmann in beiden Inszenierungen auftreten. An ihrer Seite ritt mit Thomas Schüler nicht nur ein neuer Winnetou Darsteller, der bis heute hinsichtlich seiner Physis und seiner Reitkünste unvergessen ist, sondern auch ein echter „Indsman“. Brummet Echohawk vom Stamm der Pawnee verkörperte den Häuptling und Vater Intschu-tschuna. Im Internet finden sich einige Einträge mit dem Namen der Darstellerin aber nennenswertes konnten wir bislang nicht auftun.
1982
Es waren keine leichten Jahre für die Karl May Spiele. Das Interesse an den Werken des Autoren ging merklich zurück, die Zuschauerzahlen im Norden sanken. Einzig im Westen der Republik, im sauerländischen Elspe konnte man sich dank der Verpflichtung von Film Winnetou Pierre Brice gegen die Entwicklung stemmen. Mit einem drastisch reduzierten Budget ausgestattet, hatte Klaus-Hagen Latwesen die Mission übernommen, Karl May am Kalkberg zu retten. Konnte er 1981 in seiner ersten Saison noch auf Augenhöhe zu seinem Vorgänger abschließen so fuhr die Inszenierung (durch weitgehend vom Veranstalter selbst verursachte Fehler) ein katastrophales Ergebnis ein. Und das ausgerechnet mit „Winnetou“. Damit ist weniger die Figur als das zugrunde liegende Textbuch gemeint. Latwesen übernahm die Idee einer gerafften Trilogie – nur diesmal nicht mit dem gewünschten Erfolg. Als Nscho-tschi wurde Xandra Troullier verpflichtet, der im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen noch weitere Auftritte in anderen Spielzeiten vergönnt war. Nebenbei bemerkt ist sie wahrscheinlich auch die erste Darstellerin der Häuptlingstochter, die in derselben Aufführung noch eine weitere Rolle hatte (Figur der Lilly). Troullier blickte zu diesem Zeitpunkt auf eine Tätigkeit als Schauspielerin und Mitwirkende der Westernshow „The wild, wild West Show“ in Toronto zurück. Als versierte Reiterin und Tänzerin war sie perfekt für eine Tätigkeit am Kalkberg. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland war sie unter anderem in einer kleineren Rolle in einem „Tatort“ zu sehen. (5) Übrigens war ihr damaliger Bühnenmörder bereits einem Millionenpublikum bekannt: Uli Kinalzik prägte über zwei Jahrzehnte viele Schurkenrollen in allen gängigen Krimi-Formaten und kehrte 2004 noch einmal an den Kalkberg zurück. Xandra Troullier ist bis heute unter ihrem zwischenzeitlich angenommenen Künstlernamen „Marie Vell“ einem breiteren Publikum bekannt und begleitete unter anderem auch eine Online-Lesung der Wild West Reporter mit einem eigenen Beitrag. Im Januar 2022 überraschte sie mit der Meldung, für Deutschland bei dem Grand Prix Eurovision antreten zu wollen.
1987
Die Rettung gelungen, Rekordergebnisse erzielt. Trotzdem musste sich Klaus-Hagen Latwesen von „seinen“ Spielen verabschieden. In seiner letzten Inszenierung zog er noch einmal alle Register. Allerdings dokumentiert die Wahl des Stoffes auch seine Absicht und Hoffnung, mindestens noch zwei weitere Spielzeiten am Berg erleben zu dürfen: „Winnetou I“. Eveline Merz blieb es vorbehalten, in dieser für die Kalkberg Fans so denkwürdigen Saison die Nscho-tschi verkörpern zu dürfen. Doch ein spektakulärer Unfall von Stuntman Wilfried Zander, die skandalträchtige Personalie Latwesen und eine völlig verregnete Premiere haben den Blick der Zuschauer wohl auf anderes gelenkt als auf die (allerdings auf Fotos auch eher etwas unscheinbar wirkende) Häuptlingstochter.
1991
Wie kurz kann der Auftritt einer der charismatischsten Figuren Karl Mays ausfallen? Diese Frage wurde in dem von Rückblicken und auf Filmfetzen basierenden Werk „Winnetou – Das Vermächtnis“ beantwortet. Dora Nagy bliebe es überlassen, mit wenigen Minuten noch geringen Textanteil ihrer Rolle Leben und Charakter einzuflößen. Der auf Bildern und Videos sympathisch wirkenden Frau blieb kaum Raum, sich in ihrer Rolle zu entfalten. Damit teilte sie allerdings ihr Schicksal mit der Figur „Ribanna“. Im Groben wurde zwar Karl May geboten aber für das Flickenwerk erntete man in Bad Segeberg aus verschiedenen Gründen harsche Kritik. Ein an sich hochkarätig besetztes Ensemble wurde durch ein von Brice selbst verfasstes Textbuch sinnlos verheizt. Auch wenn die Saison mit einem Rekordergebnis endete – genau wie die Bühnenkarriere von Brice – so war dies wohl nur der Gelegenheit, den Franzosen zum letzten Mal im Kostüm auf der Bühne erleben zu dürfen geschuldet. Die Zerstörung seines eigenen Mythos setzte der Franzose dann im Fernsehen gnadenlos fort.
1995
Mehr Tempo, mehr Action aber auch mehr Bezug zu Karl May. Neu-Regisseur Thomas L. Pröve, der sein Handwerk unter Kalkbergretter Latwesen gelernt hatte, trat mit hohem Anspruch an. Sein „Winnetou I“ geriet denn auch zu einer der besten Inszenierungen des Stoffes. Gestützt auf einige echte Kalkberg-Veteranen (und solche, die es werden sollten) schuf eine auch beim Publikum sehr erfolgreiche Interpretation des ersten Teils der Winnetou Trilogie. Imke Mehrings verkörperte die Häuptlingstochter, die sich in den Kult-Shatterhand (gemeint ist Joshy Peters) verlieben durfte. Beide bildeten ein harmonisches Paar. Pröve bewies, dass ihm diese ruhigen und romantischen Momente genauso wichtig waren wie die action- und temporeichen Sequenzen. Aber dafür schien es an der Gründlichkeit zu mangeln. Den in der finalen Todesszene am Nugget-Tsil ritt nur Intschu-tschuna an der Seite Winnetous. So wurde dann auch nur Winnetous Vater von Rattler (einen Santer gab es in der Aufführung frei nach Karl May nicht) erschossen. Die von Hausautor Karl-Heinz Freynik frei erfundene Westernlady Mona (damals von Ingrid Steeger durchaus gefällig verkörpert) starb dafür den tragischen Liebestod. Denn natürlich hatte sie (auch) ihr Herz an Old Shatterhand verloren. Somit ist Imke Mehrings die einzige Nscho-tschi, die keinen Bühnentod sterben musste.
2007
Der fünfzehnfache Winnetou Gojko Mitic hatte sich in einen mehr als ehrenvollen Ruhestand verabschiedet. Was lag näher als mit „Winnetou I“ den Nachfolger zu inthronisieren. Erol Sander, damals bereits einem Millionenpublikum aus Film und Fernsehen bekannt, wurde medienwirksam präsentiert. An seiner Seite mit Thorsten Nindel und Peter Kremer zwei weitere bekannte Gesichter. Die Saison erwies sich in mancherlei Hinsicht als durchschlagender Erfolg. Aber auch in der vermeintlich zweiten Reihe waren glänzende Besetzungen zu erleben. Dazu gehörte vor allem Vanida Karun als Winnetous Schwester. Es war nicht ihr erstes Engagement am Kalkberg. Bereits 2002 und 2004 hatte die sportliche, attraktive und sympathische Darstellerin ihre Rollen charismatisch ausgefüllt. Dies setzte sie 2007 nahtlos fort. Bis heute ist Vanida Karun für mich die Frau, die diese Rolle mit der von Karl May beschriebenen Schönheit, Charismatik und Erhabenheit ausgefüllt hat. Seither kann Vanida Karun auf ein breites Betätigungsfeld als Darstellerin und Sprecherin für Hörbücher und –spiele verweisen. Viele Karl May Fans wünschen sich ihre Rückkehr an den Kalkberg.
2013
Geschichte wiederholt sich. Erneut ein Wechsel an der Spitze des Stammes der Apachen. Nach einem für überraschenden Ende der Ära Erol Sander wurde quasi über Nacht Jan Sosniok als neuer Häuptling präsentiert. Regisseur Norbert Schultze jr. und Autor Michael Stamp mochten an das Erfolgsrezept von 2007 gedacht haben und schoben erneut „Winnetou I“ auf die Rampe. Der Plan ging auf, die Inszenierung mit deutlichen Anlehnungen an die Vorgängerversion die ebenfalls aus Stamps Feder stammte war nicht weniger furios und mitreißend. Ein gelungener Einstand für den neuen obersten Häuptling der Apachen. Allerdings entschied man diesmal, die Rolle der Nscho-tschi erstmals mit einem prominenteren Namen zu besetzen. Sophie Wepper, der die Schauspielerei quasi durch die Geburt in eine Schauspielfamilie in die Wiege gelegt wurde, verkörperte die Rolle mit Anmut und Überzeugungskraft. Dabei gelang ihr ungewollt das Kunststück, dass ihr Mörder Santer (Joshy Peters) noch in der vorherigen Inszenierung von „Winnetou I“ als Vater von Nscho-tschi zu erleben gewesen war und dabei dasselbe Bühnentod-Schicksal erlitten hatte wie die ihre Vorgängerin. Somit kann Joshy Peters als einziger von sich behaupten, diese beiden für Nscho-tschi so entscheidenden Charaktere verkörpert zu haben.
Text: Andreas Hardt
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